>>> Den Auftrag der jungen Claudia hatte Nefertem, trotz seiner verzweigten Aufgaben als Maiordomus der iulischen Villa, natürlich nicht vergessen. Mitnichten. So strich sich Nefertem über seine Tunika, damit diese auch ordentlich fiel. Bevor er sich einen Blick in den blank polierten Spiegel gönnte und mit seinem Erscheinungsbild zufrieden war. Wieso Nefertem so sehr auf sein Aussehen achtete? Dies hatte definitiv nichts mit Eitelkeit oder ähnlichem zu tun. Nein. Nefertem wollte einfach, dass nichts schmähliches auf das Hause seines Dominus zurück fiel. Die Tablua mit dem Brief der jungen Claudia nahm Nefertem an sich und überzeugte sich davon, dass das rötlich schimmernde Bändchen, welches das Pergament zu einer Rolle gefaltet behielt, auch nicht verschoben war. Schließlich atmete Nefertem tief durch und verließ die Villa Iulia durch den Seiteneingang. Wie es sich für einen Sklaven gehörte.
Das Pergament hatte Nefertem in einen Beutel an seinem Gürtel geschoben und behielt seine Hand auf dem Beutel. Denn auf den Straßen gab es doch den einen oder anderen Beutelschneider. Vom Villenviertel der Provinz in das Neubeugebiet benötigte Nefertem etwas Zeit. Doch dies ermöglichte ihm seinen Blick neugierig in jedes Eck gleiten zu lassen. Denn trotz seiner Funktion als Maiordomus des Hauses Iulia war der Dunkelhaarige doch noch jung an Jahren und seinem Alter geschuldet eben doch noch an allem und jedem interessiert. Auch einem Fuhrwerk blickte Nefertem nach, als jenes an ihm vorüber fuhr und das zottige, dunkelbraune Pferd zufrieden schnaubte. Dem Pferd schien es gut zu gehen, durchfuhr es Nefertems Gedanken in diesem Augenblick. Besser als es seiner jungen Domina ging. Bei dem Gedanken an Claudia Sabina wurde Nefertem unwillkürlich traurig und biss sich auf die Unterlippe. Wieso musste sein Dominus seine Gemahlin auch so schändlich behandeln? Nachdem der iulische Sklave tief durchgeatmet hatte, setzte er seine Schritte weiter voran und erreichte schließlich das Neubaugebiet Ost. Mit großen Augen blickte Nefertem an den Gebäuden empor, an denen er seine Schritte vorüber lenkte. Bis er endlich das Thorianum B erreichte. Hier irgendwo musste sich die Freundin der jungen Domina häuslich eingerichtet haben.
Schließlich stand Nefertem vor der richtigen Mietswohnung und pochte gegen das Holz der Eingangstüre. Mal sehen wer ihm öffnete.