(02-25-2024, 11:41 AM)Cassia schrieb: Mit großen Augen blickte Cassia an dem Gebäude empor und ließ ihren Blick dann auch schon in Richtung Nicander wandern. Sie sollte ihn von nun an 'Nici' nennen. Was für ein merkwürdiger Spitzname, geisterte es der jungen Sklavin durch den Kopf. Aber um nicht aufzufliegen, musste sie sich wohl an diese neuen Gegebenheiten anpassen. Und ihrem Dominus schien es wohl nichts auszumachen. Mit einem leichten Lächeln auf ihren Lippen beobachtete Cassia, wie sich einer der anderen Sklaven um Nicander kümmerte und diesem sogleich das Gepäck überließ. Hoffentlich würde Nicander die schweren Gepäckstücke auch tragen können. Denn der Dunkelhaarige sah schwach aus und was war überhaupt mit seinem Husten? War dieser schon besser geworden? Vielleicht sollte sie ihre junge Domina nach einem Gewürzwein oder einem Kräutertee fragen, den sie anschließend für Nicander zubereiten könnte.
(02-25-2024, 10:27 AM)Norbana Orestilla schrieb: Während die beiden Mädchen das Haus erkundeten und der Hausherr samt seinem Schüler das Haus betreten hatten, hieß es für die Sklaven, alle Gepäckstücke nach drinnen zu bringen. Evenor war ein freundlicher junger Mann, der hin und wieder auch zu ein paar Späßen aufgelegt war. "Salve, Nicander! Ich bin Evenor. Komm, pack mal mit an!" bat er ihn, während er sich einer der schwereren Kisten zugewandt hatte und diese an einer Seite hochhebte. Die beiden schleppten die Kiste ins Haus. Evenor strich sich kurz den Schweiß von der Stirn. "Hat dich der Dominus aus Gallia mitgebracht?" fragte er den Neuen, bevor sie auch noch den Rest ins Haus trugen. "Später zeige ich dir, wo unser Schlafplatz ist. Dann stelle ich dir auch die anderen Sklaven vor. Phineas, der Maiordomus wird dir dann sicher auch sagen können, was deine Aufgaben im Haus sein werden und wenn wir fertig sind, schauen wir mal bei Corinna vorbei und fragen sie, ob sie noch etwas leckeres für uns übrig hat." Bei dem letzten Satz begann Evenor zu schmunzeln. Corinna war wie eine fürsorgliche Mutter zu ihnen. Solange sie Köchin war, würde keiner verhungern!
Cassia guckte mich verstohlen an. Bestimmt juckte es ihr in den Fingern, mich zu bedienen. Aber das musste meine liebe Cassia ganz schnell sein lassen, sonst flogen wir noch auf. Jetzt nahm Domina Orestilla wie gesagt sie an der Hand und wie zwei junge Mädchen liefen sie ins Hausinnere.
Ein bisschen nachdenklich wurde ich: Die junge Domina schien ein guter Mensch zu sein. Auch der Dominus war es. Doch im Frühling würden sie zwei Sklaven weniger haben.
Im Frühling? Der Frühling kam hier später als bei uns zuhause. Erst wenn die Blumen blühen und die Fische in den Teichen schnalzen und die Sonne wärmt, beschloss ich. Nicander, Nicander, regte sich etwa jetzt schon dein schlechtes Gewissen?
Der
großen Allat sei Dank lenkte mich gleich Evenor ab. Der wirkte proper und fröhlich. Auch das war ein Zeichen, dass die Herrschaft weder grausam noch allzu hart war.
"Salve Evenor", sagte ich:
"Sag ruhig Nici zu mir, das tun alle" Ich half Evenor, die Kisten ins Haus zu schleppen:
"Mann, ganz schön schwer. Was haben die Domini da drin? Ziegelsteine?", fragte ich und musste mir wie er auch den Schweiß von der Stirn wischen. Dabei schüttelte mich wieder ein Hustenanfall. Den Husten hatte ich ja immer noch nicht auskuriert:
"Nein, wir beide sind nicht aus Gallien. Unser Herr hat uns unserem letzten Herren in Londinium abgekauft. Dort haben wir als Straßenkünstler gearbeitet und sind so der jungen Herrin aufgefallen. Eigentlich stammen Cassia und ich aus der Provinz Syria", ich lächelte ganz versonnen. Wie gesagt, Norbana Orestilla war ein Bild von einem jungen Mädchen.
Dann jedoch sprach Evenor von einem Schlafplatz und davon, dass er mich den anderen Dienern vorstellen, ein Maiordomus namens Phineas mir meine Aufgaben zuweisen würde und dass es dann schon in die Küche ginge zum Essen.
Ganz ehrlich: Als ich ein freier Mann gewesen war, war die nächste Mahlzeit nie so gesichert gewesen wie jetzt gerade. Deshalb war Cassia dünn wie ein Strich. Jetzt lebten wir wie die Made im Speck. Meine Begeisterung war mir bestimmt deutlich anzusehen.