RE: Taberna "Vinum et Panis" | Schicksalhafte Begegnung
Der Wein, den ich dem Centurio spendierte, entfaltete seine Wirkung und löste die Zunge des Mannes. Er begann lebhaft von seinen Erlebnissen mit Mona zu erzählen. Anfangs lauschte ich aufmerksam, gab mich als junger Römer aus, der fasziniert Geschichten über die siegreichen Feldzüge der römischen Armee hören wollte. Doch dann erreichte er jenen Teil, in dem er mit einem breiten Grinsen schilderte, wie er einer Priesterin habhaft geworden war. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, und ich spürte, wie sich alles in mir verkrampfte. Hitze und Kälte durchströmten mich zugleich. Das vorgespielte begeisterte Lächeln verschwand, und mein Blick wurde ausdruckslos, verloren im Nichts.
Nie zuvor hatte ich mir vorstellen können, wie es tatsächlich gewesen sein musste, als unseren Müttern auf so entsetzliche Weise der Lebensmut geraubt wurde. Ekel überkam mich angesichts dessen, was ich zuvor mit dem Mädchen getan hatte. Ich ekelte mich vor der Erkenntnis, dass ich zur Hälfte ein Produkt dieser grausamen Barbarei war. Ein innerer Hass gegen mich selbst brodelte auf, weil ich der war, der ich war.
Mit haarsträubenden Details beschrieb der Centurio, was er und seine Kameraden mit jener Frau getan hatten, und mir wurde übel. Dennoch konnte ich nicht einfach aufstehen und davonlaufen. Nein, ich war dazu verdammt, jede entsetzliche Einzelheit mit anzuhören! Dabei konnte ich auch nicht dieses eine Detail überhören, was mich noch einmal mehr in meinem Innersten traf. Ein weiterer Stich in meine Brust. Ein Tritt in meine Eingeweide.
"Du hast sie markiert?" fragte ich tonlos, der Schock in meiner Stimme unverkennbar. "Wie meinst du das?"
Als "Lucius Tarutius Corvus"
Falke
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