RE: [Thorianum B] B IV Didia Corona
Sie stieß mich zurück und stand auf und reagierte so, wie ich sie kannte. Stolz, aristokratisch, standesbewusst. Nicht mehr so bedürftig und, nun, anschmiegsam. Liebeshungrig. Zugewandt. Jetzt war sie wieder sie selbst und ich hatte Recht behalten, dass sie nicht mit mir hatte schlafen wollen. Ja, vielleicht vermisste sie es insgesamt, trotz der Dinge, die ihr Mann ihr angetan hatte, aber ich war hierfür bestenfalls ein Werkzeug, nicht mehr als ein Sklave in ihren Augen, und niemals mehr. Niemals das, was ich mir verboten hatte, für sie zu empfinden. Sie war weit über mir, und sie wusste es, und ich wusste es auch. Und deshalb war es die richtige Entscheidung gewesen.
Auch ich stand auf, während sie weiter schimpfte, und zog ruhig meine Tunika wieder in einen ordentlichen Zustand. Viel dazu sagen wollte ich nicht, denn zum einen würde es die Situation ohnehin nur noch unangenehmer machen, und zum anderen hatte sie natürlich recht. Auch wenn es mir lieb wäre, sie hätte etwas leiser recht, wenngleich zu dieser Tageszeit die allermeisten Bewohner des Hauses ihrem Lebensunterhalt nachgingen und der Rest wohl keine Ahnung hatte, wer Titus Flavius Sabinus gewesen war.
Doch dann brach sie auf einmal zusammen und bettelte um Vergebung, und das weckte sehr ungute Erinnerungen in mir. An eine andere, hochgeborene und schöne junge Frau, Verwandte eines Kaisers, deren einziges Verbrechen darin bestand, dass ihr Ehemann sie nicht liebte und lieber eine Frau wollte, die weit näher an einer Hure als an einer Adligen war. “Es ist in Ordnung, es gibt nichts zu verzeihen. Du hast mit allem Recht“, sagte ich ruhig. Ich war versucht, sie wieder auf die Beine zu ziehen und in meine Arme, aber das wäre jetzt gänzlich unangemessen und dumm gewesen und würde mir mehr nützen als ihr.
“Ich hole Serafina“, sagte ich also stattdessen und wandte mich der Tür zu. Serafina sollte nicht allzu weit sein, sie wollte nur kurz nach draußen gehen und etwas besorgen. Und ich ging davon aus, dass Corona die Gesellschaft ihrer vertrauten Sklavin gerade vorziehen würde und das auch besser so wäre.
Wird für einen Freigelassenen von Didia Corona gehalten
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