>>> Cassia hatte mir angeboten, zu laufen und mir einen Sitzplatz im Wagen zu überlassen. Ja, hatte sie denn immer noch nicht begriffen, das gute Kind? Wenn wir nicht auffliegen wollten, durfte sich Cassia nicht auf diese Weise verraten.
"Wir sind doch jetzt gleich", flüsterte ich ihr zu: "
Und nenne mich nicht mehr Dominus. Sag einfach Nici" ich grinste sie an.
Wir hatten jedoch beide Platz auf dem Wagen gefunden. Und mein ungutes Gefühl bewahrheitete sich: Iscalis war mitnichten ein Viertel von Londinium. Es lag drei Tagesreisen entfernt in der Provinz.
Drei Tage saßen wir in einem engen Reisewagen. Aber das Wort galt: Besser schlecht gefahren, als gut gelaufen. Und wenn ich auf der ganzen Fahrt wenigstens einen elegant gekleideten Einheimischen gesehen hätte, wäre das schon viel gewesen. Es waren einfache Leute. Denen brauchten wir gar nicht mit den klassischen Werken zu kommen. Wenn überhaupt, funktionierten hier nur derbe Possen. Doch Cunomoltus, der Bauer, der uns kutschierte, war freundlich und wies zuweilen mit seinem Stock auf den Fluss, den er "Isca" nannte oder auf ein Rudel Hirsche, das im Schatten zwischen den Bäumen äste, während die schweren Wagenräder auf der Römerstraße knatterten.
Die junge Domina döste die meiste Zeit vor sich hin. Als sie wach war, fragte ich sie, ob ich sie unterhalten durfte. Und das tat ich dann:
Ich erfand spontan zwei Schwestern im Jugendalter, deren Rollen ich alle beide selbst spielte. Die eine nannte ich Pulchra, die andere Flavilla. Sie waren aufsässig, nicht sonderlich gescheit und machten allen das Leben schwer, besonders untereinander.
Pulchra: D
as ist meine Schwester Flavilla. Flavilla bedeutet blond. Aber natürlich ist sie nicht blond. Sie hat eine Perücke auf.
Auch ich trug eine aus Stroh, die mir über die Ohren rutschte, wenn ich Flavilla spielte:
Flavilla: Das ist meine Schwester Pulchra. Pulchra bedeutet die Schöne. Das stimmt aber auch nicht, dass meine Schwester schön ist.....
Und so weiter. Ich hoffte sehr, dass die jüngeren Leute ein wenig Spaß an den Witzen hatten und den Regen und die Langeweile für ein Weilchen vergaßen.,
Dann kamen wir jedoch in eine... Stadt war es wohl nicht: Ortschaft. Dies war Iscalis. Und wir hielten vor einem ansehnlichen Haus. Die Tür wurde geöffnet, und von innen leuchtete es behaglich.
Der Türwächter erwähnte eine Corinna, die kochte. (Hatte ich es nicht gesagt? Wir waren im Elysium), und Domina Orestilla befahl mir, einem jüngeren Mitsklaven - Evenor - zur Hand zu gehen.
Ich kletterte auf dem Wagen herum und reichte die Körbe hinunter. Beim Ausladen der schweren Truhen half mir Bauer Cunomoltus.
Domina Orestilla nahm Cassia, die sie als Leibsklavin auserkoren hatte, an der Hand und verschwand im Inneren der Casa. Für mich war erst einmal Gepäck schleppen angesagt.
" Ich heiße Nicander. Was soll ich jetzt tun?", fragte ich Evenor, um meinen Arbeitswillen zu beweisen.