Kaum hatte der Übersetzer den Raum verlassen, trat Ovidius an meine Seite. Mit bedächtig gewählten Worten erklärte er mir, dass Danuacus tatsächlich um mein Leben gefleht hatte, jedoch nur meine Hände erhalten hatte, die ich behalten durfte. Bevor ich mich fragen konnte, warum er das getan hatte, wies Ovidius seine Sklaven an, mich wegzuführen. Sie gehorchten sofort und schleppten mich zu den Stallungen. Ich konnte nur annehmen, dass sie mich zu Ovidius' ungestümem Gaul brachten, der ein echtes Problem hatte, mindestens genauso groß wie das seines Herrn. Syrus legte mir zwei Ketten an, die er an dem verfluchten Halsring befestigte, der ohnehin schon zu eng war. War das der Dank dafür, dass ich das Pferd nun beruhigen sollte? Immerhin würde ich dann für eine Weile auf die Gesellschaft des Römers verzichten können. Das war immerhin etwas!
Die Sklaven verließen den Stall und Syrus öffnete das Gatter, damit der schwarze Hengst zu mir kommen konnte. Er selbst schaute schnell, dass er Land gewann, bevor sich das Pferd seines Herrn näherte.
Da war er dann auch, Invictus, lebendig und lebhaft! Sofort wurde er unruhig und begann zu steigen, als er mich sah, genau wie bei unserer
ersten Begegnung. Seine Augen waren weit aufgerissen, so dass man das Weiße sehen konnte. Normalerweise hätte man das Pferd in diesem Zustand meiden sollen, da es sogar jemanden töten könnte. Aber das Pferd war so gestresst, dass ich ihm einfach helfen musste! Das Wichtigste war, dass ich selbst ruhig blieb, denn es würde zweifellos meine Angst spüren können. Wie damals begann ich, beruhigend auf den Hengst einzureden. Nach einer Weile beruhigte er sich tatsächlich wieder etwas und hörte zunindest auf zu steigen. Vorsichtig näherte ich mich ihm und versuchte, seine Schulter zu berühren. Pferde, die oft so aufgeregt waren wie er, waren sehr sensibel, was Berührungen anging. Der Hengst ließ es zu, dass ich sein Fell streichelte, während ich weiter beruhigend auf ihn einredete. Nach einer Weile fasste er Vertrauen und begann sich zu entspannen. Ich atmete erleichtert auf und ließ mich ins Stroh sinken.
Ich konnte nicht sagen, wie lange ich so dasaß und vor mich hin starrte. Irgendwann wurde es dunkel und ich schlief ein. Der Hengst hatte sich auch in der Nacht hingelegt und war nun ganz ruhig und entspannt. So verbrachte ich die Nacht bei ihm im Stall, bis mich am Morgen die ersten Sonnenstrahlen und die Betriebsamkeit in den Stallungen weckten. Der schwarze Hengst stand inzwischen vor mir, als ich meine Augen öffnete und kam mit seinen Nüstern meinem Gesicht sehr nahe. Seine Berührungen kitzelten mich und ich begann zu lachen. Dabei hatte ich fast schon vergessen, wie man lacht.