RE: "Neue Sklavin"
Ich schickte Lento los, damit er das Feuer im Herd anfachte. Verbluten sollte mir Bestiola vor der Vollstreckung meines Urteils nicht.
Danuacus wurde bleich, ja fast grau im Gesicht. Er starrte mich an wie ein waidwundes Reh. Er übersetzte nicht, was Bestiola jetzt ausrief. War es Flehen um Gnade? Wohl kaum! Ihre ganze Haltung, die Mimik ihres trotzigen kleinen Antlitz mit den hellen Augen sprachen nicht davon, dass sie sich unterwerfen wollte:
" Ich nehme an, dass sie wieder versucht hat, mich zu schmähen?", fragte ich den Übersetzer.
"Nein, nein!", rief er: "Sie bittet um den Tod! Und ich bitte dich, Tribun, um ihr Leben! Ich will dir für sie geben, was du nur verlangst! Ich habe Erspartes, ich kann ihren Kaufpreis bezahlen"
Stirnrunzelnd sah ich Danuacus an. Dann dämmerte es mir: Hatte er sich etwa in meine Bestiola verliebt? Er sah recht mitgenommen aus. Es konnte nur Verliebtheit sein, die ihm ins Gehirn geschissen hatte. So sehr, dass er vergaß, wie ungehörig es war, sich in eine fremde Familia einzumischen.
"Was hast du noch zu bieten?", fragte ich interessiert, während ich Maß an den zierlichen weißen Handgelenken meiner Sklavin nahm.
" Tausend Sesterze, Tribun. Und...", seine Stimme wurde kleinlaut: "Ich will dir eine Tochter zum Dienst geben. Sie ist fügsam und wird dir besser dienen als Prinzessin Niamh es kann"
Da war er, der verhasste Name aus Bestiolas früherem Leben. Dieser Name war es doch, der die Sklavin in den Tod trieb. Sie konnte ihr früheres Leben nicht vergessen. Sie hatte nicht verstanden, dass ein neues Leben als Sklavin Roms begonnen hatte. Das und das allein war ihr Verderben, nicht etwa ich.
Ich tat so, als sei ich am Überlegen seines Angebots, während ich mit der stumpfen Seite der Klinge über Bestiolas Arme strich.
"Gnade, Tribun!", wiederholte ein graugesichtiger Danuacus. Seine Augen hingen an Bestiola. Der Dummkopf hatte sich tatsächlich verliebt, da war ich mir jetzt sicher.
"Fünfhundert Sesterze und deine Tochter für meine Gnade", schlug ich vor und lächeltemit gespielter Freundlichkeit, hinter der ich meine Verachtung verbarg:
"Hand darauf, Danuacus, wenn du einverstanden bist"
Der Kelte schlug ein ohne zu zögern. Seine Hand war feucht und heiß. Unangenehm berührt wischte ich mir meine Rechte an meiner Tunika ab.
Dann steckte ich mein Schwert in die Scheide " Ich begnadige Bestiola dazu, dass ihre Hände dranbleiben dürfen!", entschied ich:
"Invictus wird sie auch mit Händen zu Tode trampeln. Schafft sie in den Stall! Und du, Danuacus, kannst gehen, ich brauche deine Dienste nicht mehr. Ist deine Tochter denn hübsch?"
Der Kelte starrte mich an. Einen kurzen Moment lang dachte ich, dass ich ihn nun zum Äußersten provoziert hätte. Das er sich ohne Rücksicht auf sein Leben oder meinen Rang auf mich stürzen würde, um mich umzubringen. Aber dann war er doch nur ein Hund, der den Schwanz einzog. Er verharrte, wo er war. Nur seine Lippen bewegten sich flüsternd.
Er sprach in seinem Kauderwelsch. Ich verstand kein Wort. Vermutlich verfluchte er mich gerade im Namen seiner Barbarengötter.
Aber ich fürchtete die Götter nicht. Nichts war ungeheurer als der Mensch.
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