RE: [Wälder um Iscalis] Nicht nur der Täter kehrt an den Ort des Verbrechens zurück
Immer noch nicht zeigte der Fremde sein Gesicht.
"Ich habe nichts anderes gewollt, als einen Freigelassenen, der unverschämt wurde, zur Raison zu bringen!", erwiderte ich.
Denn was sonst sollte ich versucht haben? Ich verabscheute Sklaven, Freigelassene und Barbaren gleichermaßen.
Es ging mir nicht darum, mit einem scharfen kleinen Operationsmesser in helle Haut zu schneiden, o nein, nicht darum, mit eigenen Augen zu sehen, wie sich rote Linien ins menschliches Fleisch eingruben? Es war mir auch nicht darum gegangen, die Tränen der Hetäre zu sehen, die ich aus keinem anderen Grund, als dass sie schön war und niemandem etwas getan hatte, quälte?
Ich pflegte meine Sklaven zu töten, in dem ich sie zu meinem Pferd Invictus sperrte, damit er sie mit scharfen Hufen tot trampelte. Aber auch da ging es mir um das gerechte Urteil, nicht etwa darum, einen menschlichen Leib unter Hufen möglichst langsam zerfetzen zu lassen.
Und bei dem Anblick des Opfers in den Bäumen, hatte ich da nicht etwa gleich daran gedacht, dieses Schicksal meinem Feind Petilius Rufus zu bereiten? Aber doch nicht aus purer Lust aus Grausamkeit, sondern weil er, während sein Fleisch als lebendiges Band dienen würde, endlich seinen Hochmut ablegen würde, den er mir gegenüber bewiesen hatte. Was glaubte dieser Petilius, wer er war?
Ich hatte vom Verstand geleitete Gründe für alle meine Taten. Ich war das Licht in der Dunkelheit.
"Ritter Balventius Varro ist nach dem Verschwinden seines Bruders nach Rom zurückgekehrt, so viel mir bekannt ist. Herius Marcius Galeo hat die Minenpacht übernommen. Nein, es war beim besten Willen nicht mehr zu erkennen, ob das, was du übrig gelassen hast, einmal ein Römer oder ein Kelte gewesen ist", erwiderte ich:
"Du würdest verstehen, wenn du Römer wärst, dass gestorben werden muss. Es ist eine harte Pflicht", ich reckte mein Kinn.
Wie immer wenn man sich mit Dreck umgab, wurden die Hände schmutzig. Ab und zu hatte es Nachteile, an die niedrigsten Instinkte zu appellieren. Denn genau das bekam man: Männer, die es nicht wert waren, römische Bürger zu heißen.
Pinarius und Sentius wollten feige fliehen. Anders konnte ich es nicht nennen. Sie ließen ihren Tribun in Stich. Sie würden vielleicht sogar behaupten, dass ich in einem Hinterhalt getötet worden war. Das gab eine Auszeichnung nachträglich, wenn auch nichts Großes, denn das hier war keine Schlacht.
Der Mörder erledigte beide. Das hieß, Sentius wurde nur gestreift, aber ich wusste ja, dass seine Pfeile mit Gift imprägniert waren. Der erste Miles klappte genauso zusammen wie der zweite. Und weißt du was, Nachwelt? Ich weinte den Untreuen keine Träne nach.
"Unwissend nennst du mich? Einen Welpen? Du verstehst dich auf das Töten, aber von Politik verstehst du nichts. Lass uns lieber über das, was du wirklich verstehst, verhandeln. Zeige dich endlich - bitte", sprach ich.
Nach dem dritten Teil meines Militärdienstes, von dem ich immer noch hoffte, dass er mich in die Provinz Aegyptus führen würde, würde ich nach Rom zurückkehren. Vielleicht bereits mit einer Armee gegen Titus. Vespasian machte es nicht mehr so lange, der Kaiser wurde alt.
Mein Gegenüber, den Meister des Todes, würde ich überzeugen, an meiner Seite zu bleiben.
Später konnte er sich köstliche, raffinierte Sachen ausdenken, um meine Feinde zu bestrafen. Ich würde ihn behandeln wie einen peregrinen Fürsten. Ich würde ihm aus allen Teilen des Imperiums beschaffen, was er wünschte. Die Macht würde uns beiden Gelegenheit geben, wie Unterweltgötter unter den Menschen zu wüten. Warum sich auf Iscalis beschränken, wenn wir ein ganzes Imperium haben könnten? Aber zuerst musste ich den Mörder besser kennen.
Der Mörder war jedoch ein Mann der Tat. Ein Pfeil streifte meinen Arm, unterhalb der Rüstung. Ich war nicht in Deckung gegangen, noch hatte ich versucht, wegzulaufen. Um den Meister zu überzeugen, musste ich ganz und wahrhaftig sein. Ich durfte keine Furcht haben.
Ich wusste, dass das gerade ein Streifschuss genügte, ich hatte die Wirkung des Giftes gesehen. Es kam ehrlich gesagt nicht einmal überraschend.
Ich konnte nicht anders, als anfangen, leise zu lachen. Ovidius Decula, geboren zu Rom, gestorben zu Iscalis. Der war gut, oder? Ich hätte die Omen beachten sollen. Die Dunkelheit war stärker als das Licht.
Und ja, das war ich jetzt vermutlich: tot.
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