Rückkehr des LAPP
Lucius Petilius Rufus atmete tief durch.
Nach endlosen Monaten des Reisens und des Kennenlernens der Provinz kam endlich wieder Londinium in Sicht. Einige Reiter waren vorausgeritten, um die Nachricht zu verkünden, so dass seine Frau den Empfang vorbereiten konnte, ebenso wie die Stadtbevölkerung von Londinium, und jetzt am frühen Nachmittag dieses Wintertages war es endlich so weit.
Der Zug kam durch das Nordöstliche Tor herein, das in späteren Jahrhunderten dereinst Aldgate – das alte Tor – genannt werden würde. Die Straße führte erst durch größere, fast ländliche Anwesen, bis sie einen Knick nach rechts zum Forum hin vollführte. Dort ging es dann südlich vorbei und schließlich nach links zum großen Stadthalterpalast am Flumen Tamesis. Überall standen jubelnde Leute, die winkten und Rufus begrüßten, bis die gewaltige Eskorte schließlich an ihrem Ziel ankam. Die Straße vor dem Statthalterpalast war weiträumig abgesperrt, und doch musste ein Teil des Zuges warten und kam nicht so weit.
Rufus stieg von seinem Pferd und sah hinüber zu seinem Empfangskomitee. Seine Frau stand vor dem Eingang, die Hände sittsam gefaltet, umgeben von ihren Sklavinnen, die sittsam zu Boden schauten. Der Anflug eines Lächelns zupfte an Rufus’ Lippen, als er zu ihr ging. “Geliebte Ehefrau, ich bin zurück“, sagte er ruhig und fest.
“Geliebter Ehemann, ich habe deiner Rückkehr geharrt und freue mich, dass du wohlbehalten wieder hier bist“, kam die feierliche Antwort. Mehr Intimität würde es in der Öffentlichkeit zwischen den beiden nicht geben, nur schwache Männer zeigten öffentlich Zuneigung.
Stattdessen nickte Rufus nur, gab auch den ihn begleitenden Soldaten den Befehl, wieder in ihre Castra zurückzukehren und sich auszuruhen, ehe er selbst die Palastanlage betrat.
Kurz hinter dem Eingang fiel die Förmlichkeit ein wenig von ihm ab und er sah sich um. “Oh, du bist mit dem Renovieren vorangekommen, sehe ich.“ In der Tat waren all die Stellen, die bei seiner Ankunft noch einer Baustelle glichen, inzwischen bearbeitet worden. An den Wänden waren die Mosaike fertiggestellt. Nur hier und da fehlte noch ein Portrait. Der Blick in den Garten verriet die Anschaffung einiger neuer Statuen und die Anpflanzung einiger junger Bäume, und von den Officia hörte man gemurmelt gedämpfte Stimmen. Sehr schön.
“Erst einmal will ich ein sehr ausgiebiges Bad, um mir den Reisestaub abzuwaschen. Dann einen guten Wein und eine Mahlzeit, die nicht nur aus Fett und Innereien besteht“ – seine Reise in den Norden war eine kulinarische Katastrophe gewesen – “und dann einen Bericht, was hier alles los war, während ich unterwegs war.“
Rufus lächelte seine Frau leicht an, da er noch gerne etwas anderes wollte. “Möchtest du mir Gesellschaft leisten?“ Sie lachte und hakte sich bei ihm leicht ein. “Du stinkst nach Pferd und Leder. Nein. Aber ich hab ein paar Sklavinnen erstanden, die dir zusagen könnten. Ich komme gerne mit ins Bad und unterhalte mich mit dir, wenn du so weit bist.“
Rufus sah sie durchaus glücklich an. Sie beide waren schon lange verheiratet und hatten daher eine Vertrautheit erreicht, die er schon fast partnerschaftlich nennen würde. Und er schätzte es durchaus sehr, so offen mit seiner Frau sein zu können. Es machte die Dinge so viel einfacher.
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