RE: [Wälder um Iscalis] Nicht nur der Täter kehrt an den Ort des Verbrechens zurück
Die Männer näherten sich und machten auf der Lichtung halt. Ich zählte sie von meinem sicheren Rückzugsort aus. Es waren fünf Kerle, die zu verheimlichten versuchten, wer und was sie waren. Aber ich brauchte nicht zweimal hinzusehen, um zu wissen, dass es römische Legionäre waren, allesamt. Es war, als würden sie diesen Mief nach ranzigem Leder und rostigem Metall in ihrer Aura noch mittragen und langsam in alles ausdünsten. Ich konnte es sehen, wie ihre Anwesenheit die Linien hier in Aufruhr versetzte. Die Götter hatten wohl Sinn für Humor heute.
Ich sah zu, wie sie sich niederließen und ein feuer entzündeten. Ein Feuer, hier an meinem heiligen Ort, wo sie aßen und tranken und nichts den Feen davon widmeten. Noch nicht einmal dem Toten widmeten sie etwas, neben dessen Grab sie speisten. Den sie so ruhmlos in heiligem Boden verscharrt hatten. Mein Kunstwerk.
Das Tier in mir regte sich, knurrend und missgelaunt, während ich den Kopf schief legte und lauschte, was sie redeten. Sie suchten mich. Einer von ihnen wollte, dass ich jemanden umbrachte. Petilius… der Name des Statthalters. Beinahe hätte ich gelacht, denn die Situation war absurd. Sie wollten mich dafür bezahlen, ihren Statthalter umzubringen? Als wäre ich eine einfache Mietklinge? Und dann? Ich hatte ja nichts dagegen, jemanden zu töten, den römischen Statthalter erst recht nicht, aber ich war nicht so verrückt, anzunehmen, dass der ungeschützt wäre. Sollte ich mich schön für sie umbringen lassen? Oder wollten sie es später selbst tun, um Zeugen auszuschalten? Und dann die Armee gegen das Land schicken, das ihren Statthalter getötet hatte? Nun, das letzte war mir ehrlicherweise auch ziemlich egal. Ob Römer Kelten töteten oder sie sich gegenseitig, das machte keinen Unterschied. Ich träumte auch nicht wie Dunduvan von der Befreiung des Landes, oder wie Calum vom Frieden. Ich träumte noch nicht einmal wie Cathbad von der Rache. Ich wollte einfach nur das tun, was mir Befriedigung brachte. Nicht mehr und nicht weniger.
Und gerade war das, leise einen Pfeil aus dem Köcher zu lösen und in eines der Tiegelchen an meinem Gürtel zu tauchen. Die rote Substanz klebte harzig an der Spitze und ich war vorsichtig, sie nicht zu berühren. Ich hatte viele Mittel, und dieses war eines der unangenehmeren. Aber der, der mich durchgeknallt und irre genannt hatte, hatte den Inhalt dessen verdient. Ich sah noch einmal aus den Schatten zu der Lichtung leicht unter mir. Nein, sie würden nicht rechtzeitig bei mir sein.
Ich atmete noch einmal die von ihren Ausdünstungen verpestete Lust ein, ehe ich mich leicht auf ein Knie erhob und meinen Pfeil abschoss. Ich zielte nicht einmal wirklich, ich schoss nie vorbei. Auch diesmal nicht. Ich sah den herrlichen Bogen, den der Pfeil machte, ehe er im Oberschenkel des Kerls landete, der mich beleidigt hatte. Im ersten verwirrten Moment reagierte er gar nicht, dann sprangen sie alle auf und der Typ fluchte sehr heftig wegen dem Pfeil.
Und dann begann er zu schreien, während mein Gift sich in ihm ausbreitete und auf jeden übergreifen würde, der die Pfeilspitze anfassen würde. Und ich wusste, er würde nicht aufhören, bis sein Herz aufhören würde, zu schlagen, weil er sich jede Sekunde so fühlen würde, als würde er lebendig verbrennen.
Ich hatte schon einen weiteren Pfeil gespannt, während ich auf meiner Plattform stand, um zu sehen, wie sie reagierten.Ich hatte keine Zweifel, sie alle ausschalten zu können. Das bewies ich auch, als einer in meine Richtung kam. Der bekam meinen Pfeil durch den Hals, wo keine verborgene Rüstung ihn schützte, während schon der dritte auf meiner Sehne lag.
“Ich kann es wirklich nicht leiden, wenn mich jemand irre nennt“, meinte ich nur, als wäre es völlig normal, einen kleinen Plausch zu halten, während ein Kerl sich vor Schmerzen am Boden wand und ein anderer an seinem Blut erstickte.
Falke
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