01-30-2024, 08:03 PM,
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Gabinia Clara
genannt Gerwina
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RE: [Thermopolium der Nimue] Gehen ein Grieche und zwei Germanen in eine Bar....*
(01-28-2024, 06:32 PM)Publius Gabinius Secundus schrieb: Leander war wirklich ein höflicher Mensch. Er wollte mir sogleich Essen und Getränke abnehmen, als ich vollbeladen wie ein Muli an den Tisch kam. Ich ließ es geschehen, setzte mich und griff zu.
" Zur Freilassung und Adoption gratuliere ich dir", sagte ich aufrichtig:
" Dein früherer Herr muss große Stücke auf deine Ehrlichkeit halten, auch wenn dieser Tag hoffentlich noch fern ist, an dem du sein Erbe antrittst", ich erhob meinen Becher:
"Auf die Gesundheit deines Vaters, des werten Rechtsgelehrten Plautius Seneca"
Das römische Recht erlaubte Töchtern nicht, große Erbschaften anzutreten. So ähnlich war es auch bei meiner Stella gewesen. Nur hatte ihr Vater nicht einen Freigelassenen, sondern seinen Neffen zum Erben eingesetzt, der dann seiner Cousine als Mitgift ihr Erbe ausgezahlt hatte. Ich nahm an, dass Plautius Seneca davon ausging, dass sein Freigelassener diese Pflicht treu erfüllen würde. Nicht nur schlau war er, sondern auch zuverlässig und ergeben.
Die Frage nach dem, was er im Leben am liebsten getan hatte, beantwortete der Archivvorsteher auf recht philosophische Art. Was er tat, war vielleicht nicht so ruhmreich wie im Namen Roms Schlachten zu gewinnen, nicht so aufregend wie durch Jagden Nahrung zu beschaffen oder Bestien zu bezwingen, nicht so philosophisch wie Gedichte oder Forschung. Aber er war zufrieden damit, dass er mit Kleinigkeiten Menschen helfen konnte.
Clara applaudierte sogar seiner Rede.
Und ich antwortete:
" Deine Hilfe ist bestimmt keine Kleinigkeit, werter Plautius Leander. Gesetze jagen mir großen Respekt ein, und es gibt nichts, wodurch sich Rom mehr von seinen Nachbarn unterscheidet als durch sein geschriebenes Recht. Ich bewundere dich, dass du da durchblickst, wo ich nur im Nebel herumstochere.
Aber ich finde eine Rübe auch spannender als eine Schlacht, das glaube mir. Sehr zum Leidwesen übrigens meines Vaters, der in der Britannischen Flotte diente. Er hätte mich gerne auch beim Militär gesehen", ich hielt ein Stück der Rüben mit süßsaurer Soße hoch:
"Ist es nicht seltsam, dass es leicht ist, Leben auszulöschen, aber dass nicht einmal der Kaiser dazu fähig wäre, eine einzige Rübe zu erschaffen?", sagte ich und bevor Clara etwas sagen konnte, legte ich meine Hand auf ihre Hand:
"Ich muss aufhören, sonst sagt meine Schwester, dass ich zulange alleine draußen auf dem Gelände bin. Da komme ich nur auf merkwürdige Gedanken. Ich selbst kann mir nur schwer vorstellen, nicht mein eigener Herr zu sein, trotz der vielen Arbeit"
Und da sagte auch Clara, dass sie nur als Landwirtin glücklich sein konnte. Das war soweit ich kapierte, eine Absage an eine Ehe. Gabinia Clara sah sich nicht als Gattin eines Archivvorstehers. Ich sah sie auch nicht so. Meine Schwester Gerwina hatte die Unabhängigkeit unserer Mutter Gerlinda geerbt, die in ihrer Jugend noch dem Wodan geweiht gewesen war. Das war schade für Leander, denn meine Schwester Clara war ein schönes Mädchen. Aber vielleicht war es auch sein Glück, denn ihren starken Charakter hätte er nicht so leicht zähmen können.
Hoffentlich kam Plautius Leander trotzdem einmal zu Besuch. Ich hatte ihn nach seinen weisen Worten aufrichtig gern.
Leander hatte zum Glück das Thema "Essen auf dem Land" beendet und schaute, wie Gabinia ihr Gebäck genüsslich verzehrte. "Es schmeckt sehr gut, so aromatisch und süß, möchtest du es auch probieren, werter Plautius Leander?"
Sonnwin lobte den Archivar und bewunderte seinen Durchblick über das geschriebene Gesetzt und dann hat er seinen Becher erhoben und sprach einen Toast auf die Gesundheit des werten Rechtsgelehrten Plautius Seneca aus. Darauf prostete Leander zurück und fügte noch hinzu: “Und auf die kleinen Dinge im Leben.“ Gerwina nickte und trank einen Schluck Wasser; und während die beiden Männer sich weiterhin lebhaft unterhalten hatten, hielt sie sich zurück, hörte nur beiläufig zu und knabberte an ihrem Keks. Sonnwin war auch sehr redselig und fand eine Rübe, die er in seiner Hand hoch hielt, spannender als eine Schlacht und philosophierte weiter über das Leben und den Kaiser, der nicht imstande wäre, eine Rübe zu erschaffen. Dann legte er seine Hand auf ihre und sagte, er muss nun aufhören, damit seine Schwester sich keine Sorgen macht, dass er so lange alleine auf dem Gelände ist,
"Ja, mein Bruder, du arbeitest viel und es ist so auf dem Land, man steht bei Sonnenaufgang auf und geht bei Sonnenuntergang schlafen...", das war natürlich etwas übertrieben und Gerwina lächelte bei der Vorstellung in sich hinein.
Dann meinte Leander, dass Kaiser Tiberius hatte angeblich eine Leidenschaft für die Landwirtschaft gehabt. Das wusste sie auch nicht, wird später ihre Schwägerin Stella fragen. Aber jetzt schaute sie ihren Bruder an und fragte:
"Publius Secundus, weißt du eigentlich, wo unsere Kutsche steht?" Sie selbst hatte einen schlechten Orientierungssinn.
Vormund (Pater Familias): Aulus Gabinius Secundus [ Sonnmar] (NSC)
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