RE: Gefangen zwischen den Welten - Ein Nachhauseweg
Nickend stimmte ich zu, als Narcissus meinte, er wolle mir den jungen Mann morgen vorbeischicken. Mehr als nein sagen konnte ich nicht und vielleicht entpuppte er sich ja als überaus wertvoll.
Der leckere Eintopf schien ihm auch zu gefallen. Ich war gespannt darauf, ob er ihm auch mundete. Ich nahm an, dass er für gewöhnlich etwas Besseres gewohnt war. Mir schmeckte es auf jeden Fall. Ich hatte gerade einen weiteren Löffel in meinen Mund geschoben, als er davon zu erzählen begann, dass er von meinem Besuch gehört habe. Offenbar hatte ihm Aglaia davon erzählt. Dann wusste er sicher auch, was ich von ihr verlangt hatte. Allerdings meinte er dann, dass sein Besuch wohl auch nicht ganz glatt über die Bühne gegangen war. Das beruhigte mich jedoch kaum. Er sprach davon, sie hätten einige Unklarheiten zwischen ihnen beseitigen können. "Dann hast du mir einiges voraus! Ich wünschte, ich könnte das auch von mir behaupten!" Ich wünschte mir wirklich, dass alles wieder so wäre, wie früher. Doch mich quälte einfach die Frage, warum ich ihr nicht genug war. Weshalb wollte sie weiter so leben, wie bisher. Sie hatte doch jetzt mich und unser Kind!
Er versicherte mir nun auch, sich nicht in unsere Angelegenheiten einmischen zu wollen. Doch er kannte sie natürlich schon viel länger. Zu guter Letzt meinte er, sie würde mich sehr lieben. Ich nickte nachdenklich, als ich das hörte. "Meinst du wirklich? Ich bin mir da manchmal gar nicht so sicher." Es tat weh, das zu sagen, doch so fühlte es sich manchmal für mich an.
Narcissus bot sich mir als Zuhörer an, wenn ich darüber reden wollte. Das hätte ich mir bis dahin nicht träumen lassen. Aber er schien es wohl wirklich ernst zu meinen.
"Natürlich mache ich mir Gedanken! Sie fürchtet sich davor, ihre Mutter könnte ihr das Kind abnehmen und aus ihm ebenso eine Hetäre zu machen, wie sie es damals mit ihr gemacht hat. Doch im gleichen Zug besteht sie darauf, als Hetäre weiter zu arbeiten. Das verstehe ich nicht! Was soll aus unserem Kind werden, wenn es sieht, wenn es erfährt, was seine Mutter tut? Irgendwann wird sie alt genug sein, um Fragen zu stellen. Was will sie ihr dann sagen? Und dann dieser überhebliche Mistkerl Furius! Ja, ich weiß, ich muss ihm dankbar sein. Aber was tut diese Made? Er lässt sich keine Gelegenheit entgehen, um mich zu provozieren und mir zu zeigen, wo mein Platz ist. Ich weiß nicht, ob ich das auf Dauer aushalten kann, Narcissus. Ich glaube, ich werde früher oder später daran zerbrechen." Nun hatte ich doch mehr gesagt, als ich eigentlich vorhatte. Doch es fühlte sich auch gut an, endlich einmal darüber zu sprechen.
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