RE: Gefangen zwischen den Welten - Ein Nachhauseweg
Narcissus bemerkte erfreut, dass Owain der Idee mit dem Lehrjungen gegenüber aufgeschlossen erschien. Er kannte den jungen Atreus nicht besonders, aber er wusste schon über ein paar Dinge in dieser Stadt Bescheid und hatte schon einige Empfehlungen in anderer Angelegenheit aussprechen können.
"Schön, dann weise ich ihn an, morgen einmal in deiner Schmiede vorbeizuschauen", sagte er nickend, da Owain erwartungsgemäß die finanzielle Zuwendung ausschloss. Nun, es war gut, dass er es zunächst aus eigener Kraft schaffen wollte. Dank seines Könnens und der Aufträge hatte er auf jeden Fall die dazu nötige Grundlage. Doch er hatte das Angebot gemacht und würde helfen, sollte es je nötig werden.
Er besah sich das Essen, das soeben von dem hübschen Wirtstöchterlein gebracht wurde und roch daran. Etwas däftig für seinen Geschmack, doch hatte er schnell erkannt, dass däftig hier oben oftmals das Mittel der Wahl war, denn die Kost vertrieb im Winter die Kälte aus den Gliedern.
"Das sieht göttlich aus", lobte er das Mädchen in Owains Beisein. Als Meister seines Fachs wusste er, dass Kelten in dieser Hinsicht wie alle anderen Völker auch waren: Nichts baute so sehr Brücken wie die Anerkennung der heimischen Kultur - oder das Loben ihres Essens. Würden die Römer das häufiger machen, hätten sie wohl weit weniger Probleme, dachte er belustigt und nahm den ersten Bissen des erwartungsgemäß leckeren Eintopfs, bevor er sich Owain zuwandte.
"Ja, ich habe von deinem Besuch gehört", sagte er zurückhaltend. "Aglaia erzählte mir davon. Aber sei unbesorgt, mein eigener verlief auch zunächst sehr... spannungsgeladen. Wie ich erkannte, gab es einige Unklarheiten abzubauen, die sich im letzten Jahr aufgebaut haben. Doch zwischen uns ist wieder alles in Ordnung. Und ich bin sicher, dass es zwischen euch auch wieder wird. Ich will mich übrigens nicht in die Angelegenheit eines Mannes mit seiner Frau einmischen. Es ist nur so, dass Aglaia und ich uns bereits lange kennen und sie meine Meinung schätzt, bitte glaub also nicht, dass ein böser Gedanke dahintersteckte. Sie liebt dich wirklich sehr."
Er fand es wichtig, Owain auf diese simple Tatsache nochmals hinzuweisen, denn immerhin litt dessen Selbstwertgefühl als Ehemann bedingt durch Aglaias Profession bereits genug.
"Darf ich dich fragen, wie es dir damit geht? Du wirst dir auch Gedanken gemacht haben, nehme ich an? Wenn du reden willst, bin ich gerne da."
|