RE: Gefangen zwischen den Welten - Ein Nachhauseweg
Ich nickte zustimmend und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, als Narcissus den Met in den höchsten Tönen lobte und seine Landsleute als etwas stur bezeichnete. "Ja, genau! Es bedeutet zum Wohl!" entgegnete ich. "Die Römer neigen dazu, ihren Wein zu sehr zu verherrlichen und vergessen dabei, dass es auch andere Getränke gibt, die durchaus schmackhaft sind." Zumal der Met im Vergleich zum Wein der Römer stärker war und selbst diesen verdünnten sie auch noch mit Wasser.
Ich plauderte weiter über meine Arbeit und betonte, wie beschäftigt ich war. Natürlich konnte ich zufrieden sein, dass die Schmiede lief und ich nicht nur die Bauern aus Cheddar, sondern auch wohlhabende Römer aus Iscalis als Kunden gewonnen hatte. "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Eher sollte ich mich bei dir bedanken! Ohne dich würde ich wahrscheinlich immer noch nur alte Kessel reparieren", sagte ich lächelnd. Die weiteren Äußerungen von Narcissus klangen vielversprechend. Tatsächlich überhäufte man mich momentan mit Aufträgen, einschließlich einer Bestellung von neun Statuen durch Claudia Sabina. Das konnte ich auf Dauer unmöglich alleine bewerkstelligen. Die Idee eines Lehrlings, dem ich mein Handwerk beibringen konnte, ähnlich wie es mein Vater einst bei mir getan hatte, erschien mir als vielversprechende Möglichkeit, um effizienter zu arbeiten.
Überraschenderweise kannte Narcissus sogar einen möglichen Lehrling, der bereits einige Vorkenntnisse besaß. Woher er den nur kannte? Ein junger Römer – nun ja, für seine Herkunft konnte er nichts - der unsere Sprache beherrschte. So etwas hörte man wirklich selten. "Das klingt interessant! Schick ihn doch einfach mal vorbei, damit ich sein Talent einschätzen kann. Falls er geeignet ist, kann ich ihn auf jeden Fall gebrauchen!" Es erstaunte mich, wie hilfsbereit und großzügig Narcissus war, denn er bot mir sogar an, mich finanziell zu unterstützen. Dennoch hatte ich mir geschworen, es aus eigener Kraft zu schaffen und meine Familie allein mit meiner Handwerkskunst zu versorgen. "Dein Angebot ist großzügig, aber lass mich zunächst mit dem Lehrling versuchen", schlug ich vor.
Narcissus berichtete dann, dass er meine Töchterchen am Abend zuvor bei Aglaia gesehen hatte. Offenbar hatte er nach meinem Besuch bei ihr vorbeigeschaut. Ich fragte mich, ob sie genauso gereizt auf ihn reagiert hatte wie auf mich. Um das genauer zu erfahren, bat ich ihn, noch etwas zu bleiben, während die Tochter des Wirts unser Essen brachte. "Ah, unser Essen ist da! Komm, bleib noch und lass es dir schmecken!" rief ich ihm zu, bevor ich mich dem lecker aussehenden Eintopf zuwandte. "Du warst gestern noch bei Aglaia und dem Kind? Mein Besuch bei ihr verlief leider nicht ganz so glücklich, wie ich es mir gewünscht hätte." Sicher hatte sie ihm davon erzählt, dass ich von ihr verlangt hatte, ihre Arbeit als Hetäre an den Nagel zu hängen.
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