Die Welt war weiß. Oder die Welt war schwarz. Zweigeteilt war sie, und ich wurde gefährlich wie eine Viper, wenn ich auf Widerstand oder auch nur Kritik stieß. Centurio Octavius, der einen weichen Kurs gegen die hiesigen Barbaren bevorzugt hatte, hatte mich vor allen anderen kritisiert und deshalb sterben müssen. Den Cato hatte ich hintergangen wo immer es ging, um seinen stolzen Patriziersinn zu brechen. Flavianus hasste ich auf Grund dessen, was er verkörperte: Ehemalige Lustknaben, die nun glaubten, dass ihre Nähe zur Macht sie besonders machte. Die Barbaren hasste ich, weil es zu viel von ihnen gab und weil sie Rom, das ursprüngliche reine Rom verdarben. Und nun war Petilius auch ein FEIND. Ich merkte das an seinem Blick und an seiner Frage. Beinahe hätte ich ihm geantwortet: Man gerät auch auf solche Posten, wenn man in die kaiserliche Familie einheiratet! Doch das verkniff ich mir. Er kam auf die lange Liste derjenigen, die ich töten lassen würde, sobald ich die Möglichkeit dazu hatte. Ahnte er, dass sein Urteil schon geschrieben war?
Aber bei der nächsten Anschuldigung konnte ich nicht an mich halten. Hätte Petilius mich einen Mörder und grausam genannt, so hätte ich ihm insgeheim zugestimmt. Ich
war ein Mörder. Doch bei Männern zu liegen, ja überhaupt jemanden auf diese Weise zu nehmen, war mir körperlich verwehrt. Inmitten einer Welt, die die Männlichkeit als höchstes Gut feierte, war es nicht einfach, mit diesem Fluch zu leben:
"Hat Flavianus Medicus dir gegenüber etwa behauptet, dass ich mit ihm Unzucht getrieben hätte?", fragte ich und war vor Zorn ganz außer mir:
"Ich schwöre beim Genius des Caesar Augustus und beim Höchsten Iuppiter, dass er lügt. Er sollte nach altem Gesetz mit einem C auf die Stirn gebrandmarkt werden" Der Gedanke, den Freigelassenen auf diese Weise zu bestrafen, loderte in mir auf. Aber daraus würde nichts werden, denn nun verdonnerte mich Petilius Rufus, weil wegen meiner angeblich schlechten Führung ich zwei Männer verloren hatte, zu Verwaltungsarbeiten, was Cato auch schon getan hatte. Außerdem aber entzog er mir jeden Befehlsgewalt über jede Vexillation. Er nahm mir meine Leute weg. Wie ein Knabe würde ich beim Aufstocken der Vorräte meine Mittribunen um Hilfe bitten müssen. Das Gelächter würde groß sein, besonders das von Varius und Claudus. Sie waren zwar sämtlich nicht die Klügsten, aber so auf den Kopf gefallen, dass sie nicht merkten, dass ich unter Strafe stand, waren sie auch nicht. Doch ich hatte noch mir ergebene Männer in der Vexillation. Sie würden ihre Auflösung nicht ohne Widerstand hinnehmen, dessen war ich sicher.
"Legat Augusti, überlasse es mir, die von mir gegründete Vexillation aufzulösen", sagte ich. Ich hatte mich wieder gefangen. Der Statthalter sollte wissen, wer sie beherrschte:
"Ansonsten kann niemand dafür garantieren, was geschehen wird"
Auch du nicht, Petilus Rufus!
Sim Off: C für
calumniator, Falschankläger