(01-18-2024, 10:28 PM)Narcissus schrieb: Der junge Sklave war einfach bezaubernd, ging es Narcissus durch den Kopf. Er war nicht bloß bescheiden, sondern auch noch besorgt und wollte ihm etwas Gutes tun. Da hatte er wohl jemandem den Kopf verdreht. Doch mit aufrichtiger Sorge konnte man bei ihm punkten.
"Danke dir für die Vorschläge, mein Lieber", sagte er, als sie außer Hörweite des Schlafzimmers waren. Leider war ihm die Lust auf einen Flirt gehörig vergangen und ohnehin wollte er nicht, dass Scaevus noch eine Strafe ertrug, nur weil der Herr sich in seiner Männlichkeit angegriffen fühlte. "Mir geht es gut. Dein Dominus hat übertrieben, was meinen Zustand angeht. Aber nimm du doch ruhig den Denar für deine Fürsorge. Das war wirklich süß von dir."
Narcissus kam eine Idee. Ein wenig gemein vielleicht, doch letztendlich harmlos.
"Oder, wenn dir das lieber ist, könnte ich ihn für dich nehmen und sparen. Auf diese Weise hättest du, wenn du irgendwann die Freiheit erlangst, schon einen ganz netten Start ins Leben. Deine Entscheidung."
Saturninus' Gesicht, wenn der Sklave den er gerade freigelassen hatte, schon ordentlich Geld beisammen hatte, wollte er jetzt schon sehen.
Scaevus errötete über und über, als Narcissus ihn "süß" nannte:
"Einen ganzen Denar? Den willst du mir geben, Herr?", fragte er. So üppig war sein Taschengeld auch nicht, dass er sich nicht gefreut hätte:
" Vielen lieben Dank. Den Umschlag wollte ich dir aber so machen, ohne Bezahlung. Das man mich frei lässt, wird noch viele Jahre dauern. Noch bin ich meinem Herren von Nutzen" er schlug die Augen nieder:
"Ich hätte gerne, dass du meinen Denar an sich nimmst, werter Dominus Narcissus. Denn dann kann ich ab und zu kommen - um meinen Denar anzusehen" Er lächelte schüchtern.
Das war schlau. Er himmelte Narcissus an und fand ihn wunderbar. Aber er hätte sich nie Hoffnungen gemacht. Zumal er die Erlaubnis seines Herren für jede Art Beziehung brauchte. Und er verstand wohl, dass Narcissus nur Freunde hatte, die wahre Reichtümer besaßen. Junge Privatsekretäre gehörten da keinesfalls dazu.
Er brachte Narcissus zur Haustür, damit der Türwächter ihm die Tür aufsperrte und winkte ihm nach.