RE: Das Gemach von Ti. Furius Sat. (Cubiculum)
Narcissus rieb sich den Nacken, erhob sich abrupt, ihm war anzusehen, dass sein Unmut über diese Behandlung erwacht war. Saturninus stützte sich auf einen Arm:
"Du bist empfindsam wie... wie die Blume, die deinen Namen trägt", sagte er kopfschüttelnd:
" Das ist nicht typisch für eine Hetäre, oder? Ich dachte, dass du auch an eine härtere Spielart im Bett gewöhnt bist, wenn dein Gönner das wünscht. Um so mehr machen mich deine Empfindsamkeit und dein Stolz nachdenklich, Narcissus. Bist du dir denn absolut sicher, dass du von niedriger Herkunft bist?", er schaute den Jungen forschend an, er lächelte nicht:
"Du hast gewiss schmerzliche Erinnerungen, das bestreite ich nicht. Aber wenn es etwas gibt, an das du dich erinnerst und was nicht hineinpasst in das Bild eines Jungen aus der Subura, dann hätte ich dir vielleicht helfen können, Nachforschungen anzustellen. Ich meinte es gut mit dir. Doch du hast einen freien Willen, Narcissus. Wenn du es wünschst zu gehen, gehe nur",
Der Patrizier sah wenig Veranlassung, einem Jungen zu helfen, der so stur, ja undankbar war, Abkunft hin- oder her. Narcissus wollte ihn schon verlassen - er selbst warf ihn hinaus. Wer biss schon in die Hand, die ihn fütterte, wenn er alle Sinne beisammen hatte?
"Sollte ich dir einen blaue Fleck verpasst haben, bedaure ich es. Scaevus!" Er rief seinen Sekretär:
"Bezahle Narcissus einen Denar aus der Haushaltskasse als Entschädigung für erlittenes Unbill. Vale bene"
Scaevus warf einen erschrockenen Blick auf Narcissus, der sich den Nacken hielt:
"Darf ich dir einen Umschlag machen?", fragte er schüchtern: " Einen kalten? Oder einen heißen?" Er wurde ganz rot.
"Mach was du denkst, Scaevus!", sagte Saturninus: "Meine Erlaubnis hast du!" Er hätte seinen Sklaven maßregeln können, weil er das Wort ergriff, obwohl er keine Erlaubnis bekommen hatte. Das tat er nicht.
Saturninus Bett war nun leer. Frustrierender Ausgang einer schönen Nacht!
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