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Von Falken und Drachen - Befreiung und Untergang der Mine
01-10-2024, 05:36 PM,
Beitrag #33
RE: Von Falken und Drachen - Befreiung und Untergang der Mine
Überall war Rauch und Stein, aber kein Zeichen von Dunduvan. Ich schrie, bis ich heiser war, und suchte einen Weg, fand aber keinen. Vielleicht war da auch keiner. Aber ich musste es wenigstens versuchen. Ich weigerte mich, zu glauben, was mir tief im Inneren durchaus klar war. Aber ich wollte es nicht wahrhaben. Es durfte nicht sein. Erst Helena, jetzt Dunduvan. Das durfte nicht sein. So grausam konnten die Götter nicht sein.

Aber sie waren es, und irgendwann sank ich auf die Knie und weinte nur noch und betrachtete meine Hände, auf deren Flächen die Haut von der Hitze rot war und ich an mindestens einer Stelle sicher eine unappetitliche Blase bekommen würde. Eigentlich sah ich sie gar nicht wirklich, nur wie nutzlos sie waren. Niemand konnte ich retten. Meine Mutter nicht. Niamh nicht. Helena nicht. Dunduvan…
Ich schloss die Augen, als die Gefühle übermächtig wurden, und hörte nur, wie Ciaran näher kam, unbarmherzig wie immer. Er hatte keine Gefühle, oder nur solche, die niemand außer seinem Zwilling begreifen konnte. Und er sagte auch sofort nur, dass wir gehen mussten. Nichts über Dunduvan. Kein einziges Wort. Er war wirklich ein Druide wie Cathbad und kein Mensch wie der Rest von uns.
“Wir können Dunduvan hier doch nicht einfach zurücklassen! Wir müssen ihn holen!“ argumentierte ich. Ich konnte ihn, lebendig oder tot, nicht den Römern überlassen.
Aber auch Ciarans nächste Worte waren nicht einfühlsamer. Er sprach aus, was ich wusste, aber nicht wahrhaben wollte. Dunduvan, mein Bruder, mein kluger, ernster Bruder, war tot, und es gab nichts mehr, was ich für ihn tun konnte. Ich konnte ihn nicht einmal begraben, weil dieser verdammte Berg, diese verdammte Mine schon sein Grabhügel war. Und die toten Römer und all das Silber, das noch darin sein mochte, seine grabbeigaben.
Ich hörte, wie Ciaran ging, und senkte meinen Kopf und schluchzte ein paar Mal. Ich war so unnütz. Ich hätte sterben sollen, nicht Dunduvan. Er wurde noch gebraucht, um Pläne zu machen. Er hatte all das, was wir tun, verstanden und wusste, was zu tun war. Ich, ich war überflüssig, zu nichts zu gebrauchen, konnte die Römer nicht ausspionieren oder mit cleveren Plänen in die Falle locken. Ich hatte nur Kraft, sonst gar nichts. Und die war zu nichts zu gebrauchen. Wofür war diese Kraft da, wenn ich damit nicht einmal meinen Bruder retten konnte.

Ich blieb noch ein wenig sitzen und war mir sicher, dass Ciaran gegangen war. Warum sollte er auch auf mich warten? Madoc war mit den Männern und Frauen, die wir befreit hatten, auch gegangen, und nur ich und das Feuer und die Toten waren noch da. Meine Stimme war vom Schreien wund und rau und mein Kopf tat weh von den vergossenen Tränen. Vielleicht wäre es tatsächlich besser, hier auf die Römer und den Tod zu warten.

Trotzdem stand ich auf, weil ich wusste, dass Dunduvan nicht gewollt hätte, dass ich mich so sinnlos opfere. Irgend jemand musste es auch den anderen sagen, denn ich war mir sicher, dass Ciaran das vergessen und für überflüssig erachten würde. Aber Calum und Alun… sie sollten es wissen. Ich war mir nicht sicher, ob ich es ihnen jetzt sagen konnte. Aber ich musste es ihnen sagen. Wenn ich so weit war.
Ich sollte gehen. Musste gehen. Das wusste ich. Aber meine Füße wollten noch nicht. Mit kratziger Stimme stimmte ich ganz leise ein Lied an, denn wenigstens eine Totenklage hätte Dunduvan verdient.
Ta mo chroí-se go tláth lag
'S i lár mo chuid saothair
Tagann lán tocht im chléibhse
Cé nár mhéin liom é rá….*“
Mein Herz schlägt schwach
Und meine Bemühungen sind geschwächt
Ein Kummer zu tief für Worte
Erfüllt meine Brust
Weiter kam ich nicht. Ich konnte nicht. Mein ganzer Hals tat weh, und mir fiel nichts mehr ein. Alles war leer.

Ich blieb noch einen Moment stehen, ehe auch ich mich auf machte, die Mine zu verlassen.

Irgendwie kam ich die Leiter hinauf und nachdem ich ein wenig herumgestolpert war, fand ich auch meinen Braunen, der geduldig graste, als hätten wir nicht gerade einen verdammten Berg in die Luft gesprengt. Ich zog mich in den Sattel und ließ ihn einfach losgehen. Wohin, das war mir im Moment ziemlich egal.
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Falke
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