RE: Von Falken und Drachen - Befreiung und Untergang der Mine
So wirklich viel Zeit, unseren Sieg zu genießen, blieb nicht. Madoc sollte später die Gefangenen, die erst jetzt so nach und nach realisierten, dass sie frei waren, noch in Sicherheit führen. Wenn Zeit blieb, würde ich mich ihm anschließen, aber das war nicht sicher. Und man musste nun kein Druide sein, um zu wissen, dass viele der Männer und Frauen den Winter nicht überleben würden, obwohl wir sie hier rausgeholt hatten. Erst einmal hatten sie schon Probleme, die Ketten wirklich loszuwerden.
Während sie mit Hammer und Meißel gegenseitig an den Eisen herumhämmerten, verteilten wir die Krüge mit Ciarans Teufelszeug. Bei jedem einzelnen Krug hatte ich das Gefühl, gleich mich selbst zu entzünden, aber irgendwie blieb die stinkende Brühe im Fels, ohne mich in Flammen aufgehen zu lassen.
Irgendwann war ich fertig und half noch ein paar Leuten dabei, sich von den Fesseln zu befreien, während Ciaran und Dunduvan… keine Ahnung, was genau sie machten. Irgendwann erklärten sie auf jeden Fall, sie seien fertig, und ich half dabei, die Befreiten ein wenig weiter vom Berg weg zu bugsieren.
Mit einem Mal aber rief Dunduvan, er müsse es korrigieren und rannte los, in den Berg. Ich hatte ein ganz mieses Gefühl. Hatte Ciaran nicht schon das Verhängnis in Gang gesetzt? “Dunduvan, warte!“ rief ich und wollte ihm nach. Aber Ciaran stellte sich mir in den Weg. Ich war zwar wesentlich stärker als er, aber trotzdem konnte ich nicht einfach meinen Bruder über den Haufen rennen. So ruhig, wie er sagte, es sei zu spät, verwirrte mich das nur umso mehr und das Gefühl, Dunduvan folgen zu müssen, um ihn zu beschützen, wurde übergroß.
“Lass mich durch, Ciaran, ich muss...“ Weiter kam ich nicht.
Ein Donnern wie von einem erwachenden Riesen erfasste den Berg, der blaues Feuer spie. Jemand schrie, verdammt laut und voller Schmerzen. Es hörte sich wenig menschlich an. Es war ein gebrüllter Name. Und es wurde lauter, als der Berg in sich einsackte, dass man es geradezu von außen sehen konnte, und Staub und Geröll spuckte, ebenso wie dieses ewige Feuer.
Erst, als mein Hals schmerzte, merkte ich, dass ich es war, der Dunduvans Namen brüllte.
Ich machte mich von Ciaran frei und stürmte nach vorne. Hitze schlug mir entgegen, und es tanzten groteske Schatten überall. Ich schirmte mein Gesicht mit einem arm ab und versuchte, näher zu kommen. “DUNDUVAN!“ rief ich gegen die Felsen und Erde und Flammen. Ich sah ihn nicht. Aber er musste… er durfte nicht… er musste hier sein! Er war noch nicht im Tunnel gewesen! Er musste hier irgendwo liegen! Vielleicht war er verletzt? “DUNDUVAN!!!“
Ich versuchte näher zu kommen und rief seinen Namen, wieder und wieder, bis meine Stimme brach und versagte. Ich fasste Steine an, die geschmolzen und verbogen schienen und verbrannte dabei meine Hand. Aber ich musste doch etwas tun! Ich musste…. Irgendetwas tun!
Tränen rannen über mein Gesicht und verschleierten meine Sicht, und ich sah nur blaugoldene Flammen und Steine, aber nicht den Hauch meines Bruders. So sehr ich auch rief. Er antwortete nicht.
Falke
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