RE: Das Gemach von Ti. Furius Sat. (Cubiculum)
Narcissus hielt sich mit seinem Humor selten zurück, doch jetzt wusste er, dass er zu weit gegangen war. Saturninus lächelte nicht mehr. Auch, wenn er nicht böse wurde, hatte Narcissus das Gefühl, eine unsichtbare Linie überquert zu haben. Glücklicherweise bedeutete dies nicht das Ende ihrer Nacht. Stattdessen offenbarte ihm Saturninus einige Details über seine Vergangenheit, was der Besucher sicher nicht erwartet hatte. Mit milder Überraschung lauschte er den Worten des Furiers und konnte nicht anders, als gerührt zu sein, dass er ihm davon erzählte. Der junge Mann richtete sich auf und lauschte, und als Saturninus endete, legte er ihm sanft eine Hand auf seine Wange.
"Es tut mir leid, ich bin dir zu nahe getreten", sagte er mit einem schuldbewussten Lächeln. "Ich werde solche Späße zukünftig unterlassen. Danke, dass du mir davon erzählt hast. Du hast mein Wort, dass ich nie jemandem davon erzählen werde."
Das meinte er ernst. Nicht nur aus beruflicher Sicht, denn schon aus diesem Grund hätte es nichts Gutes bedeutet, die Geheimnisse eines Klienten anderen offen zu legen. Der Kaiser mochte Saturninus die Fehler seiner Eltern vergeben haben, das hieß aber nicht, dass selbst hier, im entfernten Iscalis, nicht ein findiger Konkurrent diese Leichen im Keller nutzen konnte, um Saturninus in den Augen der Bevölkerung als nicht vertrauenswürdig darzustellen. Dass er ihm dies erzählte, bewies Narcissus, wie gut angeschrieben er bei seinem LIeblingskunden war.
Narcissus lachte leise, als er die Lippen Saturninus' an seinem Nacken spürte. Mit langsamen Bewegungen nahm er rittlings auf dem Schoss des Furiers Platz und legte einen Arm um dessen Hals. Mit den Fingern der anderen Hand fuhr er dessen Schlüsselbein nach, gerade als er ihn fragte, ob er Lust auf eine zweite Runde habe.
"Was denkst du denn?", fragte er, bevor er sich an ihn schmiegte, um ihn mit einem der besten Küsse seines Lebens von den schweren Gedanken der letzten Minuten abzulenken.
Narcissus liebte diesen Teil des Jobs. Saturninus war einer dieser seltenen Männer, bei denen er sich nicht verstellen musste, denn es machte mit ihm einfach Spaß. Er musste nichts vortäuschen oder sich Mühe geben, einen fetten und faulen Mistkerl zu bespaßen, der längst keinen mehr hochbekam. Nein, Saturninus war ein absoluter Volltreffer und zur Belohnung bewies ihm Narcissus diese Tatsache mit jeder Berührung, jedem Kuss und jedem lusterfüllten Schrei.
Es war bei all der Ekstase kein Wunder, dass der junge Kurtisan schließlich zufrieden und erschöpft an Saturninus' Seite schlief, noch im Schlaf lächelnd und sich an die Brust seines Gastgebers bettend.
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