RE: Als Gladiatorenmedicus
Kikis Begleiter wurde böse. Das hatte nichts zu sagen; Laster maskierte sich allzu oft als Tugend, und wenn er sich aufregte, konnte es genauso gut bedeuten, dass er, Pytheas, den Finger in die Wunde gelegt hatte. Er machte Anstalten auf den Medicus loszugehen, da lenkte Kiki ihn mit sanften Worten ab. Der Honoratiorensohn verschwand, um auszuführen, um was sie ihn mit süßem Lächeln bat, nicht ohne ihm einen langen drohenden Blick zuzuwerfen. Es war nicht so, dass Pytheas den Blick erwiderte. Er wich ihm aus.
Aber Kiki hatte ihm helfen wollen, das wusste er jetzt. Es war die Art von Solidarität, die es zuweilen gab, unter Sklaven, unter Gefangenen, unter denen, die im Schatten standen. Flüchtig war sie, und sie dauerte nicht lange, es sei denn, man war befreundet. Doch auch Freundschaften waren oft nicht von Bestand, wenn man am Abgrund dahin balancierte.
Da tadelte ihn Kiki auch schon mit ihrer süßen Stimme.
"Du magst Recht haben, werte Kiki", bemerkte Pytheas: "Aber dieser... Castorius war sein Name? - bereitet mir wenig Sorgen" Pytheas hatte schon andere Männer überlebt. Ovidius Decula hätte ihn fast getötet. Bo auch. Beide waren wesentlich mehr zu fürchten. Pytheas lächelte:
"Dennoch Danke für deine Hilfe - ich würde mir wünschen, dass du nur schöne Dinge kennst" Als er das sagte, merkte er, dass auch er seine Wünsche auf die Hetäre projizierte. Das schien so ein Männerding zu sein. Nun sah er in ihre Augen. Sie waren dunkel und langbewimpert. Ein feines Lächeln lag um ihre Lippen.
"Doch Wünsche sind selten von Belang.", sagte Pytheas und schüttete sich Essigwasser über seine Hände, um sie zu reinigen.
Jubel brach unter den Zuschauern aus, und dann kehrten Bowen und der begnadigte Ferghus zurück. Kiki war ja immer noch da, und Ferghus bekam wieder rote Ohren. Fast herausfordernd trat er zu dem Medicus und streckte seinen linken Arm mit der Schwertwunde aus.
Pytheas schaute sich erst das Gesicht an. Die Verletzung dort blutete auch, aber die Armwunde war gravierender und musste zuerst versorgt werden.
Pytheas sagte er halblaut, als wolle er Kiki unterrichten: "Eine äußerliche Wunde, verursacht durch scharfe Gewalt. Ich nehme an durch eine Schwertklinge.Ein sauberer Schnitt mit glatten Rändern. Es kam zur Verletzung von Haut, Fettgewebe und ein wenig auch von Muskelgewebe", er beugte den Arm des Kriegers, was diesem gelang. Ferghus verzog das Gesicht:
"Ich werde die Wunde reinigen und nähen. Danach verbinden. Du wirst eine Narbe zurückbehalten, werter Ferghus, doch nach der Heilungszeit wirst du den Arm wieder gebrauchen können wie eh und je"
Bowen übersetzte. Pytheas bot dem Krieger einen Schluck Wein an. Der Wein war mit Opium versetzt. Mit Olibanum, Weihrauch, stillte er dann die Blutung und reinigte die Wunde. Ohne den Kopf zu wenden sagte er:
"In meiner theca befinden sich Nadel und gewachster Faden. Und saubere Leintücher und Essigwasser, falls du dem tapferen Gladiator das Gesicht abwischen möchtest, werte Kiki "
Pytheas vermutete, dass die Hetäre kaum zu seiner Arzttasche gehen würde. Kiki war schön und exotisch - und sie wirkte teuer. Wenn er sie verscheuchen wollte, würde dies mit einem kleinen Exkurs ins medizinische Handwerk unweigerlich gelingen. Schade, sagte seine kleine innere Stimme.
Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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