RE: Von Falken und Drachen - Befreiung und Untergang der Mine
Tiefer ging es in die Tunnel, vorbei an mehr Sklaven. Ja, ich hatte bemerkt, dass Madoc zumindest ein paar davon befreit hatte, indem er stumpf mit seinem Schert auf die Kette geschlagen hatte und wohl Glück hatte, dass die Kette und nicht sein Schwert dabei zersprungen war. Oder die Römer nutzten miese Ketten, was gut möglich war. Ich wollte mein Glück aber nicht austesten, so schwer es auch war, die gebeugten Gestalten hier hinter uns zu lassen. Und vor uns und überall um uns herum, je weiter wir voran kamen. Es waren so viele.
Weiter hinten waren noch zwei Wachen, die von den Vorgängen draußen nichts mitbekommen hatten. Einer vergewaltigte gerade direkt neben den arbeitenden, anderen Sklaven eine Frau, die deshalb nicht einmal mehr schrie oder weinte, sondern einfach nur wie tot an der Wand lehnte, während der andere mit einer langen Peitsche bewaffnet die Arbeiter im Auge behielt. Madoc und ich machten kurzen Prozess mit ihnen. Der Typ bei der Frau bemerkte uns glaube ich nicht einmal, bis ich ihm mit einem schnellen Schnitt die Kehle durchschnitt und sein Blut quer über sie verteilte. Sie sackte einfach nur wimmernd zusammen. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Sie weinte nicht einmal, sie sackte einfach nur in sich zusammen und blieb zusammengekauert sitzen.
Mir war schlecht, aber ich zog den dicken Bund vom Gürtel eines der Toten, wo die Öffnungseisen daran klimperten. “Ich glaube, das waren alle“ sagte ich, auch wenn ich mir da bei weitem nicht sicher war. Aber ich hielt das hier nicht mehr wirklich aus. Zumindest in diesem Tunnel ging es sowieso nicht tiefer hinein, und für andere Tunnel müssten wir ein ganzes Stück zurück. Keine Ahnung, ob da noch welche waren. Wir würden nachschauen, sicher, aber jetzt erst einmal stocherte ich mit den kantigen Eisenstiften im nächstbesten Schloss herum, bis es sich öffnete, und dann im nächsten, und im nächsten. Irgendwann fand ich das Schloss mit dem Eisenring am Boden und bekam es schließlich auch auf, so dass die Sklaven zwar noch in Ketten, aber zumindest bewegungsfähig waren.
Mir war grade einfach nur schlecht. Der Geruch hier unten war mörderisch, und das Wimmern und das fast verblasste Licht der sterbenden Fackeln… das war einfach zu viel und ich wollte nur noch nach draußen und an die frische Luft. “Kommt“, forderte ich die Sklaven auf. “Alle nach draußen. Los, komm, hoch. Nach draußen.“ Ich erklärte nicht, dass wir sie freilassen würden. Ich wollte einfach nur alle nach draußen kriegen, unter den blauen Himmel und an die frische Luft. Weiter dachte ich jetzt nicht. Weiter konnte ich nicht denken. Eine Weile stützte ich die Frau auf dem Weg nach draußen, weil sie nicht wirklich laufen konnte, ehe mir ein anderes, spindeldürres Wesen sie abnahm. Ich war mir nicht sicher, ob es ein Mann oder eine Frau war und versuchte, nicht zu sehr darüber nachzudenken.
Auch die anderen Sklaven befreiten wir, indem wir die langen Ketten, die sie am Boden festhielte, lösten, so dass sie rausgehen konnten. An der Kreuzung der Tunnel schickten wir sie alle weiter, während wir noch einen anderen Tunnel überprüften. Hier fanden wir noch ein paar arme Wesen angekettet, darunter zwei Tote, für die wir nichts mehr tun konnten. Einer davon war noch warm, oder zumindest glaubte ich das. Auch wenn sie ein ordentlichen Begräbnis verdient hätten, ließen wir sie liegen, weil es nicht anders ging.
In einem dritten Tunnel entdeckten wir noch eine Wache, die sich ergeben wollte. Aber… naja, wir ließen ihn sich nicht ergeben. Und anschließend befreiten wir auch die hier festgebundenen und machten uns dann endlich auf den Weg nach draußen an die frische Luft.
Falke
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