RE: Als Gladiatorenmedicus
Ein paar der Männer waren wirklich nett anzusehen. Gut, die Hälfte von ihnen hatte entschieden zu viele Haare, und das nicht nur am Kopf. Aber der, der mich zuerst ansprach, hatte sogar Manieren, zusätzlich zu seinem gefälligen Äußeren, so dass ich mich auch nicht lumpen ließ und in der Kernkompetenz einer guten Hetäre brillierte: Beeindruckt sein.
Ich ging näher mit meinem besten unschuldigen Blick und strich bewundernd über den Bizeps des Mannes, lehnte mich gerade auch etwas näher und lächelte ihn an, als auf einmal ein dürrer Bursche mich anfuhr, ich solle aufhören, die Kämpfer abzulenken. Verwirrt blinzelte ich zu dem jungen Mann, der höchstens zehn Jahre älter als ich war, eher fünf, und maß ihn einmal mit den Augen ab, um zu entscheiden, wie ich reagieren sollte. Und vor allen Dingen, ob ich mir von ihm sowas wie das eben sagen lassen musste oder nicht.
Ich entschied, dass dem nicht so war, aber da zickig sein keine nennenswerten Vorteile bringen würde, entschied ich mich für ein wenig Koketterie. “Ach, als könnte ich so erfahrene Kämpfer ablenken“, kicherte ich, inzwischen den zweiten Arm streichelnd.
Dann allerdings kamen etwas garstiger, wenn auch mehr nach Gladiator aussehende Kerle an und befahlen mich zu sich und nannten mich Hure. “Ich glaube, du verwechselst mich“, meinte ich etwas spitz, während die Wachen auch schon verhinderten, dass die Kerle auch nur in meine Nähe kamen. Angst hatte ich vor denen nicht. Angst hatte ich vor keinem Mann mehr. Es gab schlicht nichts, was sie mir antun könnten, was mir in meinem Leben nicht schon zigfach angetan worden wäre. Und das schon, bevor Aglaia mich gefunden hatte. Nein, vor Männern hatte ich keine Angst mehr.
Der dürre Mann von eben entschuldigte sich jetzt bei mir, während Messius Castorius ein wenig bleich wirkte. “Komm, Kiki, lass uns gehen“, drängte auch er mich. Aber ich ließ mich nicht herumscheuchen. Nicht, wenn ich es nicht wollte. “Ach, geh ruhig schon vor, ich komme gleich nach“, flötete ich und setzte mich einfach auf den hier stehenden Tisch und schlug gekonnt die Beine übereinander, so dass mein Kleid ein wenig aufklappte und viel glatte, dunkle Haut zeigte, ohne die wirklich interessanten Stellen zu zeigen.
“Da draußen wissen sich auch nicht alle Männer zu benehmen, das schreckt mich nicht“, meinte ich nur schulterzuckend, gewillt, erst dann zu gehen, wenn ich entschied, es zu tun. Nicht die Männer hier. “Aber wenn ich für dich zu ablenkend bin, deine Arbeit hier zu tun, wäre das natürlich was anderes. Wenn du mich lieb bittest, geh ich vielleicht sogar.“
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