RE: Haustür (Ianua)
Während die Sklaven in der Villa Furia wuselten, verlief der Empfang an der Tür ruhig. Menecrates kam nichts seltsam vor, konnte es auch nicht, weil er nie die Kehrseite der Medaille sah und es der üblichen Vorgehensweise entsprach, Sklaven zu rufen und sie mit einem Auftrag wieder fortzuschicken. Einzig das Mädchen mit dem Wasserbecken machte einen leicht orientierungslosen Eindruck, an dem sich der Claudier aber nicht aufhielt, denn Linos‘ Lachen band seine Aufmerksamkeit.
"Und um welche Erinnerung handelt es sich?", fragte er seinen Verwalter, weil er sich nicht in ihn hineinversetzen konnte. "Aber egal, du kannst es mir drinnen erzählen", lenkte er ein und wandte sich an den Türsteher.
"Wir dürfen doch, oder?" Die Frage besaß Berechtigung, denn wenn er den Einlass nicht überhört hatte, dann erfolgte bisher keiner, und sich vor der Tür die Hände waschen zu lassen, gehörte nicht zu seinen Gepflogenheiten.
Er wartete auf die Bestätigung, trat ein und streckte dann seine Hände aus, ohne die vor ihm stehende junge Sklavin samt Schüssel zu beachten, weil er an ihr vorbei linste, um nach dem Hausherrn zu sehen, der verständlicherweise noch nicht kam, denn seit dem Klopfen vergingen bestenfalls einige Sekunden. Folgerichtig richtete sich der Claudier wieder gerade auf und sah sich nach seinen Begleitern um. Ihm lag nicht mehr in Erinnerung, ob Serena eine Stola trug, die sie abgeben könnte. Hinter ihr stand Linos, um den sich Menecrates nicht sorgen brauchte, weil jener die Selbstständigkeit in Person zu sein schien. Mit etwas Abstand warteten zwei Sklaven auf Anweisungen. Beide trugen Gastgeschenke, beiden fehlten freie Hände, um den Herrschaften behilflich zu sein. In Ermangelung einer ausreichenden Sklavenschar musste sich Menecrates auf diese beiden beschränken, denn er konnte unmöglich den claudischen Haushalt lahmlegen, indem er weiteres Personal abzog. Sie benötigten unbedingt weitere Sklaven.
Alles stand parat, weswegen sich der Claudier wieder umdrehte und nun doch die Sklavin mit der Schüssel ansah, der ein Knabe zu Hilfe eilte. Anschließend konzentrierte er sich auf das Wasser, in das er die Hände tauchte. Anschließend streckte er sie aus. In dieser Haltung verharrte er, um abgetrocknet zu werden.
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