| Midas
Miadas hätte nicht im Traum daran gedacht, dass seine erste große Aufgabe als neuer Vilicus darin bestand, Domina Prisca dabei zu unterstützen, um die Beisetzung der Domina Calida zu organisieren. Die Hausherrin wusste genau, was in diesem Fall zu tun war. Sie bewahrte Haltung, bei allem was sie tat und blieb dabei die gütige junge Frau, so wie er sie seit ihrer Vermählung mit dem Dominus kannte. Dafür bewunderte er sie.
Als sie mit der Frage nach einer Grabstätte an ihn herantrat, nickte er.
"Ja, es gibt eine Grabstätte, Domina. An der Straße nach Lindinis hatte Domina Calida für ihren verstorbenen Gatten ein kleines Grabmal errichten lassen. Ich werde dorthin das Brennholz schaffen lassen." Midas schickte daraufhin einen Sklaven zum Holzhändler, der das Brennholz bestellen sollte, während er weiterhin die Arbeiten im Haus überwachte und sie auch tatkräftig mit unterstützte.
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Ich hatte den Brief ein zweites und ein drittes Mal lesen müssen und schaute immer noch ganz ungläubig auf diese Zeilen. Mit dem Gedanken, einen Bruder zu haben, konnte ich mich nicht so richtig anfreunden, denn es blieb ein fahler Nachgeschmack in meinem Mund, wenn ich mich fragte, wer denn die Mutter meines Bruders war. Davon hatte Onkel Qunitus nichts in seinem Brief geschrieben. Da der Brief bereits geöffnet gewesen war, nahm ich an, dass ihn Mutter geöffnet hatte. Der Inhalt musste sie so sehr getroffen haben, dass ihr Herz dabei stehen geblieben war.
Als Prisca dann eintrat, riss sie mich aus meinen Gedanken. Sie erklärte, dass sie bereits alles in die Wege geleitet hatte und nun noch den Nachbarn Bescheid geben wollte. Was konnte ich mich glücklich schätzen, eine solche Frau zu haben, die dann noch stark blieb, wenn ich zu straucheln begann!
"Komm her," bat ich sie.
"Und sieh dir diesen Brief an! Ich nehme an, Mutter hat ihn geöffnet. Er kommt aus Ostia von meinem Onkel." Ich hielt ihr den Brief entgegen.