(12-14-2023, 06:28 PM)Ceridwen schrieb:
Vermutlich war ich nicht die Einzige, die der Ansicht war, dass weder Iscalis noch Cheddar einen römischen Tempel für unsere Götter benötigten. Dennoch schien der Statthalter Furius' Vorschlag nicht gänzlich abgeneigt zu sein. Kein Wunder, denn auf diese Weise könnten sie uns noch stärker manipulieren und kontrollieren. Das Priestertum würde natürlich ebenfalls römisch sein, sodass sie sogar in unsere Gedanken eindringen und uns auf diese Weise gefügig machen könnten. Als Beispiel führte Petilius Gallia an. Dort existierten solche Tempel bereits und jene, die einst unsere Geschwister waren, hatten die alten Götter längst vergessen! So wie dieser gallische Tuchhändler, dieser verabscheuungswürdige Verräter! Er war von Cathbads Falken getötet worden und sein Haus war in die Luft gesprengt worden. Selbstverständlich vermied ich es, meinen Unmut laut zu äußern, besonders hier, wo es von Römern nur so wimmelte. Das wäre reiner Selbstmord gewesen.
Petilius schien tatsächlich vorzuhaben, einen solchen Tempel für Govannon zu errichten und fragte mich nun nach dem Ort, an dem diesem Gott gehuldigt wurde. Er schien bereits Pläne zu machen zu wollen, wie man diesen Ort zu einem besonderen Ort der Verehrung gestalten könnte. Doch dieser Römer wusste rein gar nichts! Genau wie all diese anderen dekadenten Gestalten auf diesem Fest.
"Nun, das wird nicht ganz einfach werden, denn Govannon lebte in den Feuern der Schmiede", entgegnete ich entschuldigend und musste ein Grinsen unterdrücken, wenn ich daran dachte, wie diese Römer aus der alten Schmiede in Cheddar einen Tempel machen wollten. Owain würde sich sicher bedanken!
Lucius Petilius Rufus zog die Stirn kraus.
“Nun, das ist bedauerlich“, meinte er aufrichtig, als Ceridwen sagte, dass der keltische Vulcanus keine heilige Stätte hatte, sondern in den Schmiedefeuern direkt verehrt wurde. Als Römer kannte Rufus natürlich vergleichbare Kulte, alle voran die heimischen Penaten, die am Herd verehrt wurden. Aber einen Privatkult in einen öffentlichen Kult zu überführen, war natürlich wesentlich schwieriger, als einen ohnehin öffentlichen Kult mit einer entsprechenden Stätte zu versehen.
“Vielleicht findet sich ja eine passendere Gottheit, die einen heiligen Hain oder eine Quelle oder etwas vergleichbares in der Nähe hat. Ich würde es sehr begrüßen, beide Völker bei der Verehrung eines allseits bekannten göttlichen Prinzips friedlich vereinen zu können.“
Es war ja nicht so, als gäbe es nicht noch diverseste andere Gottheiten, die durch ein wenig
interpretatio romana auch den römischen Bevölkerungsanteilen vertraut gemacht werden konnten. Rufus war davon überzeugt, dass man Provinzen zwar mit dem Schwert eroberte, aber über die Götter zusammenhielt.
“Sofern es hierzu Vorschläge gibt, werde ich gerne fachkundige Auguren beisteuern, die die Consecratio dann durchführen.“