(12-10-2023, 05:42 PM)Claudia Sabina schrieb:
Ich konnte Petilius Rufus richtig gut leiden. Obwohl er schon furchtbar alt war - mindestens doch vierzig - war er ganz und gar nicht altmodisch. (Er hatte sich außerdem äußerst gut gehalten und war das, was ich einen attraktiven älteren Herren genannt hätte, viiiiel gutaussehender als mein Stiefvater Haterius mit seiner Knollennase) Und er hatte Humor. Und er mochte Komödien.
Ich lächelte zurück:
"Oh, ich kann mir die Bürde des Amtes gut vorstellen", sagte ich:
"Ich interessiere mich nämlich sehr für Politik " Das war richtig. Ich hatte bei meiner Ankunft meinen Vormund Claudius Menecrates gebeten, mich in die Geheimnisse der Politik einzuweihen. Er hatte mir allerdings angedeutet, dass das für Mädchen nichts wäre:
"Doch vielleicht finde ich ja eine Komödie, die anständig und unterhaltsam gleichzeitig ist, edler Petilius Rufus. Und wenn ich sie selber schreiben muss! - unter Pseudonym natürlich"
Denn Petilius Rufus hatte Recht: Eine Dame musste jederzeit auf ihren Ruf achten.
Ich wäre gerne bei den Männern und ihren interessanten Gesprächen geblieben. Aber es gehörte sich einfach nicht, sich aufzudrängen.
Ich trat deshalb in die zweite Reihe und ließ mich von meiner Cousine zu den Damen entführen. Um mich nicht zu langweilen, trug ich Nefertem auf, mich tüchtig mit Kuchen zu versorgen.
Lucius Petilius Rufus lächelte.
Die junge Dame war sehr nach seinem Geschmack: Hübsch, etwas forsch und mit hübschem Lächeln. Nur leider absolut tabu für jegliche weiterführenden Ambitionen. Immerhin war sie mit dem Tribun einer seiner Legionen verheiratet, und die Verwandte eines Consuls. In diesen Kreisen hatte man keine Affären, sondern allenfalls Ehen, und da hatte er schon eine, die er nicht aufzulösen gedachte.
“Dann hoffe ich, dass Tribun Iulius weiß, was er an einer klugen Frau hat und dass du hierbei nach deiner Verwandten Diva Augusta kommst“, machte er ihr dennoch ein kleines Kompliment.
Und dann musste er noch einmal lachen, als sie meinte, notfalls ein eigenes Stück schreiben zu wollen. Forsche frauen waren immer wieder sehr amüsant in ihren Ideen. Aber wenn sie hübsch waren, sah Rufus da gerne darüber hinweg, deshalb streng werden zu wollen.
“Nun, ein bisschen unanständig dürfen Komödien sein, ohne dass sie die Sittsamkeit gefährden. Aber falls du Inspiration suchst, haben mich die Stücke von Titus Maccius Plautus bislang noch nie enttäuscht, wenn sie aufgeführt wurden.“
Leider schien das Gespräch damit auch schon ein Ende gefunden zu haben. Was wohl auch gut war, um nicht in verdacht zu geraten, mit der jungen Claudia zu flirten. Aber bislang war dies eindeutig die vergnüglichste Unterhaltung des Abends gewesen.