RE: Stallungen beim Wagenrennen
“Das sah aber nicht so aus!“ beschwerte ich mich.
Wahrscheinlich hätte ich das alles besser an einem anderen Tag machen sollen. Wahrscheinlich hätte ich nicht nach Niamh suchen sollen. Überhaupt, was machte ich hier eigentlich? Stritt mich mitten in der Stadt mit Niamh, auch wenn wir in einer Seitenstraße waren und eh alle in diesem Holzding waren, um wer weiß was anzusehen. Trotzdem war das nicht grade klug von mir. Ich sollte unauffällig bleiben, außerhalb der Aufmerksamkeit. Aber ich konnte mich grade einfach nicht beherrschen.
Ich lief immer noch hin und her, weil da einfach so viel Wut in mir war, die nirgends hinkonnte. “Ich wollte mich eigentlich entschuldigen, weil ich jetzt zwei Tage nicht da war. Weil es ist so viel passiert, mit dem ich erst für mich fertig werden musste. Meine Familie zerbricht grade, Helena ist tot...“ Bei dem letzten Wort brach kurz meine Stimme und der Schmerz war einfach da, auch wenn ich ihn nicht haben wollte, erst recht nicht vor Niamh. Aber er war da. “Und Alun benimmt sich immer römischer, und Calum, er...Ich habe Angst um ihn, weil er in eine Richtung geht, die nicht gut ist. Und Dunduvan und Ciaran haben einen Plan, der gefährlich ist und es könnte sein, dass ich… dass ich nicht zurück komme. Und das ist alles gerade verdammt viel, und dann komm ich zu dir und du bist nicht da, sondern ich finde dich hier, rausgeputzt wie...“ Ich hatte keine Beschreibung und fuhr hilflos mit der Hand auf und ab, um zu verdeutlichen, wie ich ihre Gestalt wahrnahm. “Zusammen mit der Hexe, wie du ausgerechnet mit dem römischen Statthalter flirtest und dann auch noch mit ihm mitgehst, wo die Legionäre vor dem Stall schon darüber Witze reißen, wer dich als nächstes wohl besteigen darf.“
Eigentlich hatte ich mindestens die Hälfte davon gar nicht sagen wollen, aber es war raus gekommen, weil es wohl irgendwann einfach raus musste.
Ich beschwerte mich normalerweise nicht. Nie. Ich war derjenige, der den ganzen Druck für alle trug und immer versuchte, alles zusammen zu halten, allen zu helfen und alles zu tun. Aber grade im Moment fühlte es sich einfach nach zu viel an. Scheiße, ich war doch auch erst achtzehn. Ich war doch auch ein Mensch mit Sorgen, Ängsten und Nöten. Aber die Welt hatte das ganz und gar vergessen und alle erwarteten einfach immer nur, dass ich das schon konnte und aushalten würde.
Ich sah zu Boden, fluchte kurz und schüttelte den Kopf. “Vielleicht sollte ich mir besser einen neuen Schlafplatz für diesen Winter suchen.“ Ich glaubte nicht, dass sie mich noch bei sich haben wollte, und ich war mir auch nicht ganz sicher, was ich eigentlich wollte.
Falke
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