(12-01-2023, 06:10 PM)Lucius Petilius Rufus schrieb: Lucius Petilius Rufus lachte.
Nicht dezent oder gekünstelt, sondern ernsthaft amüsiert über die freche, junge Frau, die den eher strengen Iulius Cato geheiratet hatte. Nur wenige Frauen würden sich wohl auf diese Art in ein Gespräch einmischen, und noch weniger würden ihm unanständige Theaterstücke anbieten. Aber er fand es sehr amüsant.
“Nun, Claudia Sabina, ich könnte wohl kaum zulassen, dass dein Ruf derartig befleckt würde, selbst wenn ich solche Stücke mögen würde“, meinte Rufus noch immer lächelnd und tief amüsiert.
“Und ich würde nun nicht so weit gehen, zu sagen, dass ich für das Theater brenne, aber ich schätze es zuweilen, wobei ich die Komödien den Tragödien vorziehe, auch wenn die allgemeine Meinung die Tragödie als kunstvoller gewichtet. Es ist eine nette Ablenkung von den eher ernsten Themen der Politik.“
Zu den anrüchigeren Stücken, die nichts für junge Damen waren, äußerte er sich wohlweislich nicht weiter. Denn ja, solchen Darbietungen sah er auch mitunter gerne zu. Und noch weitaus pikanteren, die erst recht nichts für junge Damen – oder öffentliche Theater – waren.
Ich konnte Petilius Rufus richtig gut leiden. Obwohl er schon furchtbar alt war - mindestens doch vierzig - war er ganz und gar nicht altmodisch. (Er hatte sich außerdem äußerst gut gehalten und war das, was ich einen attraktiven älteren Herren genannt hätte, viiiiel gutaussehender als mein Stiefvater
Haterius mit seiner Knollennase) Und er hatte Humor. Und er mochte Komödien.
Ich lächelte zurück:
"Oh, ich kann mir die Bürde des Amtes gut vorstellen", sagte ich:
"Ich interessiere mich nämlich sehr für Politik " Das war richtig. Ich hatte bei meiner Ankunft meinen Vormund Claudius Menecrates gebeten, mich in die Geheimnisse der Politik einzuweihen. Er hatte mir allerdings angedeutet, dass das für Mädchen nichts wäre:
"Doch vielleicht finde ich ja eine Komödie, die anständig und unterhaltsam gleichzeitig ist, edler Petilius Rufus. Und wenn ich sie selber schreiben muss! - unter Pseudonym natürlich"
Denn Petilius Rufus hatte Recht: Eine Dame musste jederzeit auf ihren Ruf achten.
Ich wäre gerne bei den Männern und ihren interessanten Gesprächen geblieben. Aber es gehörte sich einfach nicht, sich aufzudrängen.
Ich trat deshalb in die zweite Reihe und ließ mich von meiner Cousine zu den Damen entführen. Um mich nicht zu langweilen, trug ich Nefertem auf, mich tüchtig mit Kuchen zu versorgen.
(12-02-2023, 10:04 AM)Ceridwen schrieb: Kurze Zeit später traf ich auf das junge Ding wieder, auf dessen Hochzeit ich kürzlich gewesen war. Mir blieb auch nichts erspart! Die junge Claudia wieder, und ihre Marotte, unsere Sprache zu lernen. Kaum hatte sie mich ins Visier genommen, trat sie auf mich zu und begrüßte mich mit einer weiteren Erguß ihrer neugewonnenen Sprachfertigkeit. Heute ist ein Biss Tag, sagte sie, was mich erst etwas erstaunen ließ. Doch ich begriff sehr schnell, was sie eigentlich sagen wollte. Jedoch korrigierte ich sie nicht.
"Oh ja, in der Tat!" erwiderte ich lächelnd. "Salve verehrte Claudia Sabina! Wie schön dass wir uns hier wieder sehen. Wie ich sehe, bekommt dir die Ehe gut," fügte ich dann noch an.
" Also war es richtig?!", sagte ich höchst erfreut:
" Dann schreibe ich es mir auf und werde künftig mit euch Britanniern in eurer Sprache sprechen!"
Ceridwen sagte mir noch, dass mir die Ehe gut bekäme. Ja, ich war glücklich, wenn mein Mann bei mir war.
WENN er denn bei mir war. Immer noch beschäftigte mich,
was er mir anvertraut hatte. Es beschäftigte mich
nicht etwa Tag und Nacht. Als Claudia hatte ich über diesen Dingen zu stehen. Aber manchmal gab es mir einen Stich ins Herz, als würde eine unsichtbare Maus darin nagen (Igitt, was war das für eine Metapher! Agamedes würde einen dicken Strich durch machen, hätte ich das in einem griechischen Aufsatz geschrieben). Ja, manchmal, wenn keiner guckte, stach es:
"Du hast vorhin mit den Herren über die Götter gesprochen. Sage einmal, werte Dorfälteste Ceridwen, kennst du dich mit den Göttern gut aus?", fragte ich nachdenklich:
" Mit dem was die Zukunft bringt beispielsweise?"
Vielleicht tat sie das. Die Kelten trauten ihren Frauen eine Verbindung zu den überirdischen Mächten zu, aus keinem anderen Grund, als dass sie Frauen waren und Leben schenkten. Oder waren das die Germanen mit ihren Seherinnen gewesen?
(12-04-2023, 05:46 PM)Didia Corona schrieb: Corona war nach ihrer Erkrankung das erste mal wieder unter Menschen. Bo war gar nicht davon begeistert gewesen das sie auf diesen Empfang gehen wollte aber sie hatte sich durchgesetzt. Sie wollte endlich wieder unter Menschen sein.
Sie hatte sich von Serafina heute etwas schlichter herrichten lassen, sie trug nur ein paar goldene Ohrhänger, in ihren Haaren waren ein paar Perlen geflochten und sie trug eine, zwar aus edlem Stoff doch ansonsten unauffälligen grüne Stola mit gestickten Rändern. Ein zarter Schal lag über ihren Haaren und bedeckte zusätzlich ihren Ausschnitt.
Corona betrat den Raum, der schon sehr gut gefüllt war und sah sich interessiert um. Sie kannte die meisten Gesichter und lächelte dem ein oder anderen zu, begrüßte freundlich die Frauen.
....
Ich plauderte mit einigen, die ich kannte. Und ich hätte auch gerne mit der Hetäre Aglaia geplaudert, die mit einer Gruppe Männer
Latrunculi spielte. Mittlerweile wusste ich, was geschah, wenn sie den Herren intensiv Gesellschaft leistete. Ich hätte sie gerne gefragt, warum man dafür bezahlt wurde. Ich meinte, ich fand es schön und angenehm mit meinem Gatten, doch ich hätte kein As dafür bezahlt. Warum gaben die Männer dafür soviel Geld aus?
Dann sah ich eine andere junge Frau, so schwarz wie Ebenholz, die die hohen
Kothurne einer Schauspielerin trug. Sie war sehr schön, wie eine Venus aus schwarzem Marmor: Ob sie eine Schauspielerin war?
Didia Corona redete gerade mit ihr und Saturninus und kam dann in meine Richtung.
Ich schluckte einen Brocken Kuchen herunter und ging ihr entgegen. Corona wirkte auf mich noch zarter als früher, mit Rehaugen in ihrem feinen Gesicht. Ich sollte auch weniger essen...
"Salve werte Didia Corona", grüßte ich sie links und rechts mit einem Küsschen auf die Wange:
" Wie geht es Dir? Ich habe dich so lange nicht mehr gesehen. Nicht einmal auf meiner Hochzeit warst du", ich hätte schmollen können, das tat ich aber nicht:
"Du wirst nicht glauben, wer mein Gatte ist! Kannst du dich noch an den frechen Patrizier erinnern, der uns in der Loge so skandalös zugeprostet hat? Iulius Cato? Er ist wenig später zu meinem Vormund gegangen und hat um meine Hand angehalten"
Ich zeigte meinen goldenen Ehering. Dann warf ich einen Blick auf Kiki:
"Die Dunkle dort, ist das vielleicht eine Schauspielerin? ", fragte ich Didia Corona gespannt. Wenn sie eine Schauspielerin war, konnte sie vielleicht die Hauptrolle in meinem Eröffnungsstück haben.