(12-06-2023, 08:34 PM)Lucius Petilius Rufus schrieb: Lucius Petilius Rufus hörte aufmerksam zu.
“Govannon also“, wiederholte er den fremden Namen für Vulcanus und überlegte schon, wie er dieses Wissen nutzen könnte. Als ceridwen dann aber meinte, dass Barden und Dichter ebenfalls so hoch standen, musste er ein Schmunzeln unterdrücken. “Nun, da sind die Kelten dann wohl den Griechen etwas näher als den Römern“, meinte er diplomatisch. Denn kein Römer würde einen Schauspieler als besonders hochstehend ansehen. Die Griechen hatten ihre Kitharoden und Rhapsoden, und auf römischen festen wurden diese durchaus auch gehört. Aber Nero war eben mit dieser Art, das selbst zu leben, letztendlich vom Volk verspottet und schlussendlich gestürzt worden. Es entsprach einfach nicht der römischen Art.
“Aber einen kleinen Tempel für Vulcanus, oder eben Govannon, könnte ich mir durchaus vorstellen. Nichts übermäßiges, ein kleiner Umgangstempel. Denkst du, dass so etwas Anklang fände bei den Bewohnern Britannias?“ fragte Rufus Ceridwen direkt. Immerhin war sie ja Keltin. Und die Götter zu besänftigen und gleichzeitig die aufrührerischen Umtriebe im Keim zu ersticken? Was könnte es besseres geben? Zumal Furius Saturninus ihm ja von einer Explosion mit schwer löschbaren Feuer berichtet hatte. Was läge da näher als Vulcanus um Hilfe zu bitten?
(12-08-2023, 03:26 PM)Tiberius Furius Saturninus schrieb: Auch Saturninus hörte zu, und er nickte, diesmal aber nicht, um Petilius Rufus zu gefallen, sondern weil der Gedanke auch seine volle Zustimmung fand. Dass die Kelten jetzt eher den Griechen glichen, glaubte er allerdings nicht. Das Fehlen einer Schrift war barbarisch:
"Bei uns Römern ist es die Landwirtschaft, die in hohem Ansehen steht. Zwar arbeiten Patrizier nicht mehr als Bauern, doch immer noch wird erwartet, dass sie vom Ertrag ihres Landbesitzes leben", erwiderte er Ceridwen und wandte sich dann direkt um Rat an seinen Vorgesetzten:
"Wie wäre für einen Tempel des göttlichen Vulcanus das Grundstück, auf dem das Haus des Tuchhändlers abgebrannt ist? Das Gelände gehört der Stadt und bildet nun eine Brache, die jeden an die Katastrophe des Kronjubiläumsfestes erinnert, der an ihr vorbeigeht. Natürlich müsste sie zunächst von bösen Einflüssen gereinigt werden. Doch der mächtige Vulcanus - ", Saturninus kämpfte mit dem eigentümlichen Namen:
" - Gobanus, Bezwinger jeglichen Feuers, würde doch viele Bürger beruhigen. Ich könnte mir gut eine von Licinianus Arbeiten für das Bildnis des Gottes vorstellen"
Er sagte nicht dazu, dass es ihn selbst auch beruhigen würde. Etwas Unheilvolles hatte bei dem Brand stattgefunden, und davon ließ sich der Furiers nicht abbringen. Er bestand nur nicht mehr darauf, um nicht als abergläubisch zu gelten. Aber der Schutz eines Gottes, der sich mit Feuer auskannte, käme ihm wie gerufen.
Auch er schaute nun erwartungsvoll Ceridwen an, auf dass sie ihnen die Tiefen der Seelen der Britannier erhelle.
Es schien mir, dass die beiden Römer Schwierigkeiten hatten, sich mit der hohen Wertschätzung für Kunstschaffende in unserer Gesellschaft abzufinden. Der Furier erwiderte, dass in der römischen Gesellschaft die Landwirtschaft hoch angesehen war. Allerdings konnte ich mir kaum vorstellen, dass Furius ein einfacher Bauer sein könnte!
"Ah, wirklich? Bei uns bilden die Bauern die unterste Schicht. Sie sind nicht mehr als Sklaven." So unterschieden wir uns also auch. Es schien kaum Gemeinsamkeiten zu geben, in denen unsere Völker sich auch nur ein wenig ähnelten.
Petilius und Furius versuchten, sich mit dem für sie fremden Namen anzufreunden und planten sofort, diesem Gott einen Tempel zu errichten. Furius wusste bereits genau, wo dieser Tempel stehen sollte - dort, wo einst das Haus des gallischen Tuchhändlers stand, das im Sommer in unauslöschliche Flammen aufgegangen war. Ja, auch ich hatte vom Atem des Drachen gehört!
Offenbar war der Bau neuer Tempel eine Lieblingsbeschäftigung der Römer, denn kaum hatten sie dieses Land betreten, hatten sie auch schon damit begonnen, ihren Göttern Tempel zu errichten, in der Annahme, sie würden der hiesigen Bevölkerung damit einen Gefallen tun. Wir kannten jedoch diese Unsitte nicht, den Göttern ein Haus zu bauen und sie darin einzusperren. Unsere Götter lebten frei! Sie waren überall. Sie lebten in den Bäumen, in den Flüssen und im Fels der Berge. Ja, sogar in den Tieren lebten sie! Sie waren die Luft, die wir atmeten, die Sonne, die uns wärmte, das Feuer, das das Eisen schmelzen ließ, und die Erde, aus der wir kamen und zu der unser Körper zurückkehrte, wenn wir die Reise nach Tír na nÓg antraten. Aber das verstanden die Römer nicht.
"Nun, wenn ich kurz einwerfen darf. Wir sind es nicht gewohnt, unseren Göttern Tempel zu bauen. Unsere Götter werden an Quellen, Flüssen und in Wäldern verehrt. Dafür braucht es kein Haus, in dem sie eingesperrt sind." Ich hoffte, dass ich den beiden damit nicht die Stimmung verdorben hatte. Aber letztendlich würden sie sowieso nicht auf das Geschwätz einer alten Frau hören, die in ihren Augen nur eine Barbarin war.