RE: Von Falken und Drachen - Befreiung und Untergang der Mine
Madoc meinte, es wären noch zehn Wachen mehr in den Tunneln. Fuck. Fünf gegen dreißig, das wäre ein Wunder, wenn wir das alle überlebten. Klar, sie würden nicht alle auf einmal kommen und wir hätten den Vorteil der Überraschung. Aber nicht einmal ich traute mir zu, sechs Männer zu besiegen. Mit jedem einzelnen Schlag und jeder einzelnen Verletzung würde meine Kraft schwinden und die Chance, dass ich verlieren würde, würde steigen. Das war wahnsinn.
“Der Medicus ist nicht hier, er ist in der Stadt“, sagte ich mit Gewissheit, während ich unsere Chancen durchrechnete und überlegte, wie wir die steigern könnten. Aber ja, Flavianus Pü war heute in seiner Praxis. Eigentlich hätte ich heute auch arbeiten sollen, aber ich hatte ihm gesagt, ich hätte was dringendes mit einem Mädchen zu erledigen. Da ich annahm, dass eine der Hütten da unten voller gefangener Frauen war, an denen sich die Männer verlustieren konnten, war es nicht einmal gelogen.
Ciaran hatte aber einen Plan. Einen ziemlich brutalen, aber gut, es war Ciaran. Allerdings würde es unsere Arbeit wirklich erheblich vereinfachen, wenn die Römer tatsächlich acht oder sechzehn Männer herausschicken würden, die dann unter Felsen begraben würden. Damit würden unsere Chancen gleich mal erheblich wachsen. Mit dem, was Dunduvan und Ciaran aus der Ferne ausschalteten, hätten Madoc und ich tatsächlich eine Chance. In den Tunneln wäre es nicht mehr ganz so schlimm mit der Überzahl, denn dort war es so eng, dass ohnehin immer nur einer gleichzeitig angreifen konnte.
Dunduvan wollte auch noch Zauber einsetzen. Ledon. Ekliges Zeug. Welches ich leider schon aus eigener Erfahrung kannte. Cathbad hatte da so seine Art, uns Dinge beizubringen…
Ich schaute zu Madoc, der es wahrscheinlich nicht kannte. “Deine Sicht wird undeutlich sein und die meisten Menschen werden dir wie Monster vorkommen. Bleib ruhig und denk daran, dass es Trugbilder und nicht die Wahrheit ist. Wir beide bleiben unten auch immer in Reichweite voneinander. Wir dürfen uns nicht aufteilen, bis wir an den Tunneln sind. Wenn einer in Bedrängnis kommt, kann der andere ihm helfen. Wenn sie uns einzeln erwischen, werden sie versuchen, uns in die Zange zwischen ihnen zu nehmen.“ Und so gut war kein Krieger, dass er da unbeschadet rauskam.
Und wieder zückte ich die von mir selbst angerührte blaue Farbe und fing an, mein Gesicht zu bemalen. Dunduvan hatte seines schon vor dem Aufbruch bemalt und brauchte daher nichts, aber ich bot auch Madoc davon an. Eigentlich würde ich mir mein Oberteil auch ausziehen und mich an der Brust bemalen, aber es war saukalt und die Grenze zwischen Tapferkeit und Dummheit bei einer so großen Übermacht dann doch eher fließend, also ließ ich das Leder, wo es war.
Falke
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