RE: Von Falken und Drachen - Befreiung und Untergang der Mine
Es war interessant, Louarn beim rechnen zuzusehen. Man konnte regelrecht an den Augen erkennen, wie er zusammenzählte und versuchte, sich die Zahl zu merken, um dann zu einer Schlussfolgerung zu gelangen. Und angesichts der Menge an Wachen war wohl die Schlussfolgerung bei uns allen gleich: Fünf gegen Dreißig war eine ziemliche Bieridee.
“Das werden gleich viel weniger sein. Mit Glück nur noch die Hälfte, wenn die Römer ihren Gewohnheiten treu bleiben und zwei Contubernien losschicken“ meinte ich grinsend und legte den Kopf schief. Ich hatte zwar keine Angst, zu sterben und dem Rad des Lebens eine Drehung zu gewähren, bis ich erneut im Reich der Lebenden wandelte, aber ich war nicht blöde oder geisteskrank. Im Grunde war ich der einzige Mensch weit und breit, der seinen Verstand ohne vermeintliche Einschränkungen benutzte.
Als ich die Aufmerksamkeit hatte, deutete ich zur Straße. “Cinead wird hinuntersteigen und auf mein Zeichen einen kleinen Angriff auf das Tor ausführen. Schieß ruhig zwei oder drei von den Idioten ab, Bruder, so dass sie sich sammeln und dir nachjagen. Ich sprenge diesen Felsen hier, auf dem wir stehen. Wir müssen dafür fünf Krüge an die richtige Position bringen. Und zwar einmal hier hinter uns in diesen Spalt, dort – da müssen wir eben ein kleines Loch in den Fels schlagen – dort, wo der Baum seine Wurzeln eingräbt, hier und dort“, deutete ich auf alle stellen, die ich aufgemacht hatte, die nötig wären. Vermutlich würden auch drei davon reichen, aber ich wollte auf Nummer sicher gehen.
“Wir restlichen vier sollten dann nach dort vorne gehen, von da kommen wir einigermaßen auf den Wall. Sind nur neun Fuß nach unten, solange ihr nicht springt oder fallt, schafft ihr das schon. Ich gebe dann Cinead das Zeichen und sobald die Römer ihm hinterher hetzen, spreng ich den Felsen mit einem Brandpfeil und begrabe die Idioten darunter. Falls es zwei oder drei rausschaffen, kriegst du das hin, Bruder?“ Cinead war wirklich der einzige, um den ich mich sorgte, und den ich nicht in Gefahr wissen wollte. Aber ich wusste, dass mein Bruder stark, schnell und tödlich war und ich mich auf ihn verlassen konnte.
Ich fuhr fort. “Madoc und Louarn können dann runterklettern und wir beide geben ihnen Deckung, bis Cinead wieder da ist, Dunduvan. Ich hab hier auch diese Säckchen für die Pfeile vorbereitet. Da sind blau gefärbte Bärlappsporen drin. Wenn ich sie verschieße und beispielsweise diese netten Fackeln dort unten als Ziel nehme, explodieren sie ziemlich heftig. Mit tiefblauen Flammen. Das sollte für einiges an Verwirrung und vielleicht ein paar Tote zusätzlich sorgen.“
Ich schaute noch einmal nach unten und zählte nach. Wahrscheinlich würden auch ein paar Sklaven dabei draufgehen, weil sie im Weg waren, aber das juckte mich ehrlicherweise so überhaupt gar nicht. Die, die an dieser Bleikrankheit litten, waren sowieso schon tot, wussten es nur noch nicht.
“Wenn alle tot sind, muss einer wieder hier hochklettern und die restlichen Töpfe runterlassen, damit wir sie in der Mine verteilen können. Ich hab lange Schnüre in Petroleum getränkt, die wir nach draußen führen. Dann zünden wir die Schnüre an, laufen schnell und BUMM, dass war’s mit der Mine.“ Ich mochte die relative Schlichtheit meines Plans. Alle umbringen, Bumm, fertig.
Falke
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