RE: Die Reichen und die Schönen - Cena zu Ehren des Statthalters Petilius Rufus
Heute war mir nicht nach 'Freundlich sein'! Das hatte Furius sofort begriffen. Dass er sich deswegen ärgerte, war offensichtlich, denn er war kein guter Schauspieler. Er schob es auf meine Künstlerallüren, die ich allerdings nicht besaß. Mit festem Griff nahm er mich an meinem Arm und stellte mich irgendwelchen Leuten vor, die ich nicht kannte – alles Römer, versteht sich!
Der britische Barbar, dem nichts Besseres hätte passieren können, als die Gnade der Sklaverei. Der Römer hatte überhaupt keine Ahnung, wie erfüllt unser Leben ohne ihn und seinesgleichen gewesen war! Nun, mit einem hatte er Recht, in Aglaias Obhut zu gelangen war wirklich ein großes Glück gewesen. Er wies auf sie, als er ihren Namen erwähnte, so dass alle einen Blick auf sie werfen konnten. Ich entzog mich diesem Blick, denn es würde mich nicht froh machen, was ich sehen würde.
Dann lobte er mein Talent und meine Kunstfertigkeit, die aber ganz gewiss nichts mit dem Kontakt seiner hochstehenden römischen Kunst zu tun hatte. Jeder, der ein geschultes Auge, einen Blick fürs Detail und geschickte Hände hatte, hätte das Gleiche schaffen können. Furius aber rechnete es sich selbst an, mich entdeckt und gefördert zu haben. In den Worten, die dann folgten, lag etwas Hintergründiges, Verborgenes. Eine Warnung, die an mich gerichtet war. Mein Ziel war es, Aglaia und unser Kind mit meiner Arbeit und nur mit meiner Arbeit zu versorgen. Daran hatte sich nichts geändert und daran hielt ich auch fest. Furius aber schien zu glauben, dass ich es ohne sein Zutun nicht schaffen würde.
Schließlich stellte er mich dem Statthalter vor, der die ganze Zeit neben ihm gestanden hatte und Furius‘ Selbstbeweihräucherung mitanhören musste. Wegen ihm wurde dieser ganze Zirkus hier überhaupt veranstaltet. Ich rechnete nicht damit, dass er sich in seinem Wesen groß von Furius unterscheiden würde. Dennoch hatte ich mit ihm keinen Streit, da ich annehmen konnte, dass er noch nicht mit meiner Frau geschlafen hatte. Daher gab es für mich auch keinen Grund, ihm nicht freundlich zu begegnen.
"Salve Statthalter Petilius Rufus! Ich freue mich, dich kennenzulernen!" Mit einer leicht angedeuteten Verbeugung hatte ich den Mann begrüßt. Vielleicht hatten Furius' Worte ihn ja beeindruckt. Einige andere, die um uns herumgestanden hatten, zeigten sich beeindruckt und fragten danach, ob ich auch in der Lage sei, rundliche weibliche Formen darzustellen, etwa die von diversen Göttinnen, deren Namen mir nicht viel sagten.
"Ja natürlich," entgegnete ich freundlich. "Gerade habe ich die drei Grazien fertiggestellt. Diese drei Skulpturen sollen einen Brunnen zieren, den meine Frau der Stadt stiften möchte", entgegnete ich den Anfragen und würdigte dabei Furius keines Blickes mehr.
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