RE: Die Reichen und die Schönen - Cena zu Ehren des Statthalters Petilius Rufus
An diesem Tag war ich noch etwas übellauniger als die letzten Tage zuvor, als ich nach Iscalis zurückgeritten war. Ich wusste, dass meine Frau auf diesem ominösen Fest im Haus des Furiers verweilte. Deshalb hatte ich lange mit mir gerungen, ob ich nicht doch besser in Cheddar bleiben sollte, obwohl es dafür kaum einen Grund gab. Ich lag gut in der Zeit mit meinem letzten großen Auftrag. Nachdem auch die zweite Kriegerstatue für den Furius fertiggestellt und geliefert worden war, konnte ich nun auch die Arbeiten an den Skulpturen der drei Grazien für den Brunnen, den Aglaia der Stadt stiften wollte, abschließen.
Ich hatte mir ein entspannendes Bad gegönnt, da ich wusste, dass niemand auf mich warten würde. Sicher würde Aglaia spät nach Hause kommen. Gerade als ich mir eine frische Tunika übergezogen hatte und zu Bett gehen wollte, teilte mir Egino mit, dass einer von Furius‘ Sklaven vor der Tür stand und mich sprechen wollte. Wieder begann es in mir zu brodeln, als ich nur schon diesen Namen hörte und ich widerwillig zur Tür ging. Die Entspannung durch das Bad war auf einen Schlag zunichte gemacht, als der Sklave mir mitteilte, ich solle zur Villa kommen, weil man mich dort erwartete. Ich überlegte, ob ich dem Furier eine Absage erteilen sollte, denn das Letzte, was ich sehen wollte, war seine Fratze und die Art und Weise, wie meine Frau in seinem Haus arbeitete. Doch dann besann ich mich. Inzwischen war in mir der Plan gereift, den Furier dafür bluten zu lassen, für das, was er mir angetan hatte und noch antun würde, wenn ich ihm keinen Einhalt gebot. Da er sich außerhalb seiner Villa immer mit einem oder mehreren Leibwächtern umgab, wäre es sicher am geschicktesten, ihn dafür in seinen eigenen vier Wänden zu treffen. Mein Besuch in seiner Villa würde mir also einen guten Einblick in die Räumlichkeiten geben, falls ich ihn demnächst heimsuchen würde. Daher zog ich mir noch eine frische Hose an und ging mit dem furischen Sklaven mit.
Mit ausdruckslosem Gesicht betrat ich die Villa. Natürlich fiel mir als Erstes die Statue auf, die ich geschaffen hatte und die am Eingang platziert worden war. Doch ich hielt mich dort nicht lange auf, denn ich hatte ja mehrere Wochen damit verbracht, sie und ihren Zwilling herzustellen. Ich ging weiter in die Villa hinein und blieb erst einmal abwartend stehen, weil ich mit so vielen Menschen gar nicht gerechnet hatte. Ich ließ meinen Blick schweifen, der irgendwann auf Narcissus traf. Auch die alte Gwrach war da und der Medicus, der meiner Frau auf dem Fest für den Kaiser schöne Augen gemacht hatte. Und natürlich meine Frau selbst, die gerade auf dem Schoß eines jungen Bengels saß, der sie ganz und gar anschmachtete. Ja, es schmerzte mich, sie so zu sehen, doch ich war nicht gekommen, um ihr hier eine Szene zu machen.
Schließlich fiel mein Blick auch auf den Furier, der bei einem älteren Togaträger stand, den ich zuvor noch nie gesehen hatte, und sich mit ihm unterhielt. Zwar rebellierte mein Magen bei dem Gedanken, mich mit ihm nun unterhalten zu müssen. Dennoch schritt ich auf ihn zu. "Salve Furius! Du wolltest mich sprechen," sagte ich kühl.
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