RE: Das Gemach von Ti. Furius Sat. (Cubiculum)
Narcissus lachte.
"Oh, du kennst Aglaia schlecht. Sie ist die perfideste von uns allen", gab er schmunzelnd von sich. Aglaia vorzuwerfen, sie könne nicht denken. Dabei bildete Saturninus sich doch ein, sie zu kennen. Zur Owain-Problematik äußerte sich der junge Mann jedoch wohlweißlich nicht. Einerseits wollte er vor Saturninus natürlich nichts Falsches sagen - der Mann neigte eindeutig zur Eifersucht und würde vermutlich auch jede Frau und jeden Kerl, die was von Narcissus wollen könnten, verbal zerreißen.
Nun fühlte sich Narcissus noch immer gekränkt, denn Aglaia hatte ihn in der Angelegenheit nicht einmal konsultiert, wo sie doch - in Ermangelung eines besseren Worts für diese Art von Beziehung - Freunde waren. Doch wenn sie den Mann wirklich liebte und die Aussicht auf eine Familie erhielt, wer war er, da zu widersprechen? Er fand Owain ganz und gar nicht vorwitzig in seinem Bestreben, seine Frau nicht in die Betten anderer Kerle zu lassen und unter normalen Umständen hätte er auf seiner Seite gestanden. Doch nicht nur war Saturninus sein Kunde und sicherlich die Art Freund, die ein Hetär und ein Mann, die sich schon besser kannten, vielleicht sein mochten. Er war sich auch nicht sicher, ob Owain sich über Aglaias eigenen Kopf so wirklich im Klaren war. Hatte er sie überhaupt mal gefragt, ob sie nach der Geburt aufhören wollte, zu arbeiten?
"Und der Tag an dem ich heirate, wird leider der Tag sein, an dem unser letztes Beisammensein schon hinter uns liegt", sagte er kryptisch. Auch wenn er noch nichts dergleichen vorhatte, so würde es sicher nicht vorkommen, dass er sich neben seiner Frau noch auf Kerle einließ. Neben der Frau noch andere Geschichten am Laufen zu haben, war ja das eine. Sich ficken zu lassen und dann noch zur Frau ins Bett zu steigen, wie sollte man sich da bitte Ehemann nennen können? Nun ließ er sich im Augenblick ja auch auf solche Dinge ein, aber bitte. Irgendwo musste man ja die Grenze ziehen, an etwas musste man sich ja festhalten. "Aber keine Sorge, ich plane noch lange nicht mit diesem Tag."
"Du würdest dich wundern, wie viele 'echte Männer' mich als Weib betiteln würden", scherzte Narcissus, der sich immerhin von Männern pflügen ließ und das auch nicht zu wenig. Darüber hinaus hatte er das Gefühl, dass er sich weit weniger von Gefühlen leiden ließ, als Saturninus, auch wenn dieser das vermutlich anders sah. Verblüfft richtete er sich auf, als der verschwitzte Patrizier sich erhob und in einer der Truhe nach etwas kramte. Die von Narcissus erbetenen Armspangen ruhten in seinen Händen. Zwei kleine goldene Schlangen, filigran und doch stabil und wirklich schön.
"Die sind exquisit!", sagte er erstaunt, nahm sie in die Hände und musterte sie, während er sich aufsetzte. Er legte sie an und bemerkte zufrieden, dass sie passten. Sie drückten nicht zu sehr und hoben dennoch die Oberarme ganz nett hervor.
"Ändere sie nicht. Sie sind wunderschön", sagte er lächelnd, küsste Saturninus innig und zeigte ihm seine Dankbarkeit auf die ehrlichste Weise, zu der er fähig war.
Das Schöne an Saturninus war, dass er einen nicht rauswarf, sobald er fertig war. Auch solche Männer gab es und Narcissus hatte sich schon so manche Erniedrigung gefallen lassen müssen, vor allem in den Anfängen, als er noch nicht so wählerisch hatte sein können. Zufrieden, aber doch etwas erschöpft, schmiegte er sich an seinen Patrizier und kicherte leise.
"Du bist eine Naschkatze, weißt du das? Ich kenne keinen Patrizier, der so viel für Süßzeug übrig hat", grinste er und fand das durchaus anziehend. Saturninus gab sich menschlicher als so mancher Patrizier, auch wenn der Stock im Arsch beinahe genauso ausgeprägt war. "Also schön, wo fang ich an? Ich weiß: Nenn mir den Namen einer Familie, die du nicht leiden kannst und ich sage dir, wo ihre Leichen im Keller liegen. Du würdest nicht glauben, was bei den Valeriern schon wieder los ist. Obwohl, bei denen ist ja alle Jahre wieder was los, die alten Skandalnudeln..."
Es war Narcissus' subtile Art, Saturninus auf sein Können als, ähem, 'Informationsbeschaffungsexperte' hinzuweisen. Immerhin musste man vorsorgen für die Zeit, in der man nicht mehr jung und schön war.
|