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Die Reichen und die Schönen - Cena zu Ehren des Statthalters Petilius Rufus
11-19-2023, 07:32 PM,
Beitrag #15
RE: Die Reichen und die Schönen - Cena zu Ehren des Statthalters Petilius Rufus
(11-18-2023, 07:18 PM)Tiberius Furius Saturninus schrieb:
Formvollendet - freundlich und respektvoll - begrüßte der Statthalter Saturninus Gattin Furia Serena. Serena wusste aber auch zu repräsentieren, sie war das Bild einer würdigen Matrona. Sie mischte sich auch nicht in die Gespräche ein. Sie setzte sich zu anderen Honoratiorengattinnen und tauschte sich über Kindererziehung und was es sonst für weibliche Themen gab, aus. Saturninus lachte über den Witz des Petilius Rufus  und faltete demonstrativ seine Toga ein wenig auseinander, um den Stoff zu zeigen:

"Es ist uns eine große Ehre, nicht wahr, meine Gemahlin?", er lächelte: "Serena leitet nicht nur hier im Hause vom Hahnenschrei bis am Abend die Sklavinnen an - sie webt auch noch jedes Gewand hier im Haus mit eigener Hand..", das war für eine Dame der Gesellschaft nicht selbstverständlich: "...Sie hat auch ihr Herz den verwaisten Kindern von Iscalis geöffnet und wünscht, dass sie in ihrem Sereneum  zu nützlichen Mitgliedern der Gesellschaft und Steuernzahlern erzogen werden. Das berichte ich dir im Vertrrauen. Furia Serena ist viel zu bescheiden, um ihre Tugenden herauszustellen"

Lucius Petilius Rufus nickte leicht.

“Sich um Waisen ohne Verwandtschaft zu kümmern ist sicherlich eine ehrenwerte Tätigkeit für eine Dame aus gutem Haus. Auch wenn das meistens ja eher weniger die steuerzahlende Bevölkerung betrifft, sondern mehr das Proletariat. Aber auch diese Kinder sind besser in einem sicheren Heim aufgehoben als irgendwo am Ende noch unrechtmäßig versklavt zu werden. Wie sieht es denn generell in Iscalis mit der untersten Schicht aus? Gibt es ein Versorgungssystem ähnlich der Annonae, oder ist dies aufgrund der überschaubaren Größe nicht nötig?“
Wenige Menschen konnten einfacher versorgt werden als die große Menge, die in Roma versorgt sein wollte, damit es nicht zu Aufständen kam.


Zitat:Ein anderes Kaliber war Claudia Sabina, Serenas Cousine. Sie erwartete, vorgestellt zu werden und schaute erwartungsvoll drein. Im Gegensatz zu seiner Serena schien sie von Zurückhaltung nicht viel zu halten. Saturninus mochte solch neumodischen Sitten nicht. Damit meinte er nicht, dass Frauen dumm wären. Für ihn ging nichts über den Rat einer gescheiten Frau. Doch öffentlich auf Klinen zu fletzen oder zu politisieren, das ging ihm zu weit. Er hätte das seiner Tochter Furia Saturnina niemals erlaubt.

"Darf ich dir vorstellen, edler Petilius Rufus: Dies ist die Gemahlin des Tribuns Iulius Cato:", sprach er: "Claudia Sabina", er lächelte arglos Sabina an. Hoffentlich nimmt Serena das Gör mit zu den Damen, dachte er dabei.


Lucius Petilius Rufus lächelte leicht.

“Es ist mir eine große Freude, dich kennen zu lernen, edle Claudia Sabina. Dein Mann hat völlig unterschlagen, dass er eine so liebreizende Gattin besitzt“, schmeichelte er ihr kurz mit einem kleinen Kompliment. Auch wenn es stimmte und der Iulier von seiner Gattin nichts erzählt hatte. Aber sie hatten ja auch andere Sorgen in der Castra gehabt als die Frage nach Ehepartnern.
“Ich habe deinen Mann gar nicht entdeckt. Ist er auch hier?“ In dem Fall wunderte sich Rufus, warum er das Mädchen nicht vorgestellt hatte. Aber gerade junge Frauen waren häufig auch etwas ungestüm und wollten nicht warten.

Zitat:
Petilius Rufus war viel zu sehr Diplomat, als dass seine Aufmerksamkeit zu lange auf den Ehefrauen oder Töchtern der Anwesenden verweilt hätte. Das waren nicht Neros Zeiten, in denen nicht einmal eine Patrizierin vor den Würdenträgern sicher gewesen wäre. Aber Kiki, die hohe und etwas verruchte Schuhe trug und dabei schön war wie eine nubische Venus aus poliertem schwarzem Marmor, weckte wie gewünscht die Aufmerksamkeit des Statthalters. 
Als sich gerade kein respektables weibliches Wesen mehr in der Nähe befand, erwiderte der Princeps Officii:
"Ich danke dir dafür, dass du unsere bescheidenen Bemühungen zu würdigen weißt. Ein Theater gibt es leider noch nicht in Iscalis. Iulius Cato möchte zu Ehren seiner jungen Frau, die du gerade kennen gelernt hast, eines stiften. Doch wir haben durchaus aufstrebende Künstler so wie den jungen Kelten, der die Figur am Eingang geschaffen hat, am Ort. Jener goldgelockte Jüngling, der aussieht wie ein leibhaftiger Apoll, hat freundlicherweise dafür Modell gestanden. Er heißt Narcissus", Saturninus war als guter Gastgeber nicht entgangen, wen der Statthalter alles bemerkt hatte:
"Und das Fräulein Kiki, das dir ins Auge fiel, ist eine sehr begabte αὐλητρίς, aulētrís, die uns gewiss später noch mit ihrer Kunst erfreut"  Saturninus benutzte das griechische Wort für Flötenspielerin, was den Sachverhalt genauso weltläufig wie harmlos klingen ließ:
"Sie brennt vermutlich darauf, dir vorgestellt zu werden" Saturninus gab Scaevus einen Wink, Kiki bereit zu halten - vor den einzigen Mann, mit dem er bereit war, die Hetäre zu teilen, zu treten, falls dieser auch nur andeutete, dass er das wünschte. Und auch Narcissus Bescheid zu sagen, dass er kommen sollte, falls der Statthalter auch hier bezüglich eine Andeutung fallen ließ.

Lucius Petilius Rufus hob kurz die Augenbrauen.

Er merkte sehr wohl, dass Furius Saturninus ihn hier verführen wollte. Natürlich nicht selbst, aber eben doch. Und dafür hatte er gleich beiderlei Geschlechter an attraktiven Menschen bereit gestellt. Rufus fand solche Fürsorge ja durchaus nett und sah nichts ehrenrühriges darin, auf Prostituierte zuzugreifen. Aber in jeder Stadt wiederholte sich ähnliches durchaus, mal mehr und mal weniger subtil. Und auch wenn ihm sowohl die schwarze Schönheit als auch der blonde Jüngling durchaus gefielen und ein Bild von beiden zusammen durchaus mehr als nur ein netter Anblick wäre, konnte Rufus es sich schlicht nicht leisten, dass Gerüchte über ihn in Umlauf kamen. Erst recht nicht solche, die einen anderen Mann betreffen könnten. Das war der Tod für jegliche politische Karriere.

“Ich wusste gar nicht, dass es hier in Iscalis derlei gibt. Die beiden anzusehen vertreibt sicherlich den Gästen hervorragend die Zeit. Wenn er auch den Aulos beherrscht, können sie ja gemeinsam auftreten“, meinte er also nur vage zweideutig und hatte durchaus eindeutige Bilder im Kopf, die er aber eben genau dort zu belassen gedachte.



Zitat:

Ceridwen war, gekleidet wie eine einheimische Königin, eingetroffen. Sie war groß und mit langem grauen Haar eine eindrucksvolle Gestalt, als entspränge sie einer mythologischen Vergangenheit. Saturninus wies mit einem Kopfnicken auf sie und erklärte seinem Ehrengast:
"Diese Keltin in ihrer barbarischen Pracht ist die Dorfälteste Ceridwen aus Cheddar, der alten Keltensiedlung, die ich unter mein Patronat gestellt habe. Cheddar hat sich zu einem friedlichen Ort besiedelt von fleißigen Handwerkern, Kunsthandwerkern und Bauern entwickelt. Ich bin mir sicher, dass das Dorf eine gute Zukunft vor sich hat"
Saturninus ging nicht auf seine Lieblingsthemen, die friedliche Koexistenz und rasche Romanisierung ein, schließlich war dies ein Fest und kein Ort für Politik, aber er konnte das zumindest andeuten. Sein "soziologisches Experiment" Ceridwen kam auch gleich, ihn  - im besten Latein! Das war zwar nicht Saturninus Verdienst, aber beeindruckend war es schon - zu grüßen:
"Salve Ceridwen", erwiderte Saturninus. Ihm ging der keltische Namen gut von den Lippen:
"Legat Augusti Petilius Rufus, darf ich dir die Dorfälteste und meine Klientin Ceridwyn vorstellen?" Das war auch, damit die Keltin wusste, wen sie vor sich hatte. Nach Petilius Rufus kam nur noch der Kaiser, es war eine hohe Ehre. Aber zu solch hohen Ehren konnte man kommen, wenn man nur einsah, dass der römische Weg der Beste für alle Beteiligten war.

Lucius Petilius Rufus feierte.
Nach endlosen Wanderungen durch den halben Saal kamen sie schließlich zu einer älteren Frau, die sehr deutlich provinziell aussah und wirklich nichts römisches an sich hatte. In der Provinz war das nun nichts ungewöhnliches, insbesondere in jüngeren Provinzen, die erst noch die vollen Vorteile Roms erwarten durften, dennoch war der Unterschied bemerkbar.
“Sei mir gegrüßt, Ceridwen. Ich hoffe, du erfreust dich an ein wenig römischer Dekadenz, um einen amüsanten abend zu verbringen?“ erkundigte Rufus sich auch höflich, ob ihr das Fest gefiel.
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RE: Die Reichen und die Schönen - Cena zu Ehren des Statthalters Petilius Rufus - von Lucius Petilius Rufus - 11-19-2023, 07:32 PM

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