“Wir haben kein eigenes Balneum, wir benutzen das Badehaus gegenüber“, meinte ich wachsam und fragte mich, wie der Medicus darauf kam, irgend jemand wäre in der Lage, ein Balneum in einem nicht-ebenerdigen Stockwerk zu errichten. Das schafften noch nicht einmal die Baumeister des Palatins, schon allein wegen dem dafür benötigten Hypocauston. Der Architekt, der dieses Kunststück vollbrächte, würde wohl verdammt reich werden.
Aber hier in einer Mietinsula war daran nicht einmal ansatzweise zu denken. Ebenso wenig an eine eigene Küche, um einen Sud herzustellen.
“Es gibt auch keine Culina“, sagte ich und nahm den Beutel, um daran erst einmal zu riechen, ob ich etwas erkannte. Es war nicht so, als dass ich alle Gifte kennen würde, ganz und gar nicht. Aber einige kannte ich, notgedrungen, auch wenn ich nicht glaubte, dass der Medicus Corona vergiften wollte. Erst recht nicht, wenn er sie erkannt hatte. Vespasian war vieles, aber sicher kein Verwandtenmörder. Nicht wie Vitellius, der seinen eigenen Sohn Vitellius Petronianus hatte umbringen lassen, um dessen Erbe zu beanspruchen. Allerdings hatte Vespasian auch keine Einwände erhoben, als Gaius Licinius Mucianus, mein Verwandter, den sechsjährigen,
jüngeren Sohn des Vitellius hinrichten ließ.
“Was ist da drin?“ fragte ich den Medicus, um zu erfahren, was er Corona zu trinken geben wollte. Manche Heiler mischten jede Menge Unfug in ihre Tränke, und ich würde Corona sicherlich nicht Mäusedreck oder Fischinnereien trinken lassen.