RE: [Thorianum B] B IV Didia Corona
Im Fieber träumte sie. Ich konnte hören, wie sie leise wimmerte, und dann, mit einem Mal, riss sie die glasigen Augen auf und krallte sich in meine Tunika, flehte mich an, sie nicht zu verlassen. Ich hielt sie in meinen Armen und fühlte mich so verdammt hilflos. “Ich verlasse dich nicht, Maesa. Ich bin hier und gehe nirgendwo hin“, flüsterte ich ihr beruhigend zu, aber sie war wohl schon wieder weggetreten. Ihre Hände krallten sich aber immer noch ganz fest in meine Tunika, als hätte sie angst, dass ich doch ginge.
Ich war nicht vermessen genug, anzunehmen, dass sie wirklich mich meinte. Ich wusste, das Fieber sprach aus ihr, und ich hatte keine Ahnung, wen sie dadurch zu sehen glaubte. Aber sicher nicht mich. Und trotzdem merkte ich, dass meine Maßnahmen, die körperliche Anziehung zu ihr zu unterbinden, unzureichend gewesen waren. Ich wusste, ich war ein schlechter Mensch, und viele Schatten würden erleichtert aufjauchzen, wenn ich mich eines Tages unter sie gesellen würde. Aber ich hatte gehofft, wenigstens diese Sache richtig machen zu können und ein klein wenig meiner Schuld wieder abtragen zu können.
Und doch saß ich jetzt hier, mit ihr im Arm, streichelte über ihr schweißnasses Jahr, roch den zarten Hauch eines Parfums oder einer Duftseife an ihrer Haut, und konnte nicht anders, als mir zu wünschen, dass sie mich doch meinen könnte. Und zu überlegen, wie es wohl wäre, sie zu küssen. Was sagte das wohl über mich aus?
Ich war ein schlechter Mensch. So schlecht, dass ich gerade wirklich überlegt hatte, ihr einen Kuss auf die Stirn zu geben, als Serafina mit einem Heiler hereingestürzt kam, um sich auf Corona zu hechten und sie zu schütteln. Energisch schob ich sie mit einem Arm weg, damit sie diesen Blödsinn bleiben ließ und schälte mich dann aus Coronas Umarmung, vorsichtig ihre Finger lösend und sie auf die Liege bettend.
“Sie hat hohes Fieber und phantasiert. Die meiste Zeit war sie ohnmächtig, nur einmal hatte sie kurz die Augen geöffnet...“ sagte ich, während ich mich zu dem Heiler umdrehte, und den Flavianus erkannte. Fuck. Hoffentlich ging das gut. Aber das Fieber zu bekämpfen war erstmal wichtiger, als zu überlegen, ob er sie kennen könnte. Tot konnte ich sie auch nicht beschützen.
Wird für einen Freigelassenen von Didia Corona gehalten
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