RE: [Thorianum B] B IV Didia Corona
Was zum Orcus? Serafina kam rein und beschuldigte mich, irgendwas getan zu haben? In all den Jahren, die ich jetzt bei ihnen beiden war, hätte ich wohl weitaus bessere Gelegenheiten gehabt las sowas hier. “Sie ist krank und hat Fieber“, antwortete ich einfach nur, ohne meine Gedanken in meine Worte einfließen zu lassen. Ich wollte sie ihr auch gerade schon in den Arm drücken, dass sie auf sie aufpassen möge, während ich einen Heiler suchen wollte, als sie auch schon losrannte und noch im Gehen verkündete, einen Medicus suchen zu wollen. “Warte!“ wollte ich sie noch zurückhalten und die Plätze tauschen, aber keine Chance. Fuck.
Und dann saß ich jetzt da, mit ihr im Arm. Ich setzte uns beide besser auf die Liege, damit sie mir nicht noch herunterrutschte, und hielt sie im Arm. Ich sollte sie eigentlich ablegen und schon einmal Wasser holen. Heiler wollten immer frisches Wasser. Vielleicht auch das Fenster öffnen und frische Luft hereinlassen. Aber Corona zitterte und, scheiße, ich hatte gerade Sorge, dass sie wirklich sterben könnte, während ich draußen beim Brunnen wäre. Dann wäre sie ganz allein, und…
Ich schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Ich wusste, die Bilder vergangener Zeiten lauerten auf eine Gelegenheit, herauszukommen. Tote Augen, die mich anstarrten, dieser stille Vorwurf auf ewig dort eingebrannt, der Unglauben über das, was geschah. Was ich ihnen antat. Ich hatte so viele in diesem letzten Moment im Arm gehalten…
“Maesa? Maesa, bitte wach auf“, flüsterte ich ihr sanft zu, aber sie rührte sich nicht wirklich. Immer wieder flatterten ihre Augen oder zuckten ihre Hände, aber sonst war da wenig. Ich strich ihr eine verschwitzte Haarsträhne vorsichtig aus der Stirn. Ich glaube, ich war ihr seit Jahren nicht mehr gewesen. Nein, so nah war ich ihr eigentlich noch nie gewesen. Vom Fieber waren ihre Wangen und ihre Lippen bestechend rot. Und ihr Körper war so zerbrechlich im Vergleich zu meinem. Verdammt, ich hatte ja schon Angst, mit meinen schwieligen Händen ihre Haut zu verletzen, einfach, indem ich sie hielt.
Ich strich ihr nochmal vorsichtig am Rand ihres Gesichtes entlang und schluckte. Sie durfte nicht sterben. Ich hatte ein Versprechen zu erfüllen, von dem sie nicht einmal etwas wusste. Wenn sie jetzt starb, ohne dass ich ihr gesagt hatte, dass ihr Vater sie um Verzeihung bat, dann… Ich wusste nicht, was dann wäre. Es durfte nicht sein.
“Maesa? Bitte, wach auf.“ Verdammt, wie lange brauchte Serafina mit diesem verdammten Heiler? So schwer konnte das doch nicht sein, jemanden zu finden, der Fieber behandeln konnte. “Bitte, ich muss dir so viel noch sagen.“ Sie wirkte nicht so, als wolle sie mir den gefallen tun. Ich atmete tief durch. Ich hasste es, zu sprechen, aber mir fiel nichts ein, mit was ich ihren Geist sonst dazu hätte zwingen können, zu verweilen.
“Unser Aufeinandertreffen damals in Alexandria war kein Zufall. Ich hatte dich schon einige Tage beobachtet, aber ich wusste nicht, wie ich auf dich zutreten sollte. Als ich gesehen habe, wie diese Männer dich angriffen, da war es wie ein Ausweg des Schicksals, wie ich das bewerkstelligen konnte, ohne es erklären zu müssen.“
Ich wiegte sie ein wenig und hoffte, dass sie hier bleiben würde, bis Serafina auftauchte. “Ich wusste, dass du dort warst und wer du warst. Womit ich aber nicht gerechnet hatte… womit ich nicht gerechnet hatte, war deine Anmut. Ich weiß, dass ich so etwas nicht sagen darf, es steht mir nicht zu. Und ich erwarte auch gar nichts, auch wenn Serafina sagt, dass ich dich anschaue wie ein Erdmännchen, was auch immer das ist. Aber es stimmt. Ich habe noch keine Frau gesehen, die so viel Anmut und Würde besitzt. Und ich habe geschworen, dich zu beschützen. Also bitte, lass mich dich beschützen. Ergib dich nicht einem Feind, den ich nicht bekämpfen kann.“
Irgendwie war ich froh, dass sie so fieberte, weil sie so wahrscheinlich nichts von dem verstand, was ich sagte. Sonst hätte ich wahrscheinlich kein Wort davon herausgebracht. Erst recht nicht die letzten Worte. So aber würde sie nichts davon wissen, wenn sie hoffentlich wieder aufwachte, und es würde sein, als wäre nie etwas gewesen.
Wird für einen Freigelassenen von Didia Corona gehalten
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