RE: Und nun sollen seine Geister ... [Falkenhöhle]
Wie spät war es? Ich wusste es nicht. Irgendwie hatte ich wieder viel zu viel Zeit damit verbracht, die Geheimnisse der Bärlappsporen mir untertan zu machen, als dass ich auf solche Kleinigkeiten wie Tageszeit, Schlaf oder Essen geachtet hätte. Ich wollte unbedingt wissen, ob diese kleine, unscheinbare Pflanze das Geheimnis des griechischen Feuers schon vor den Menschen in sich getragen hatte, oder ob das zwei verschiedene Wirkweisen waren, die nur beide zufällig ähnliche Effekte hatten. Noch war ich zu keinem Ergebnis gekommen, aber dafür konnte ich schon schöne bunte Funken machen. Wofür auch immer das gut sein würde.
Ich musste wohl doch irgendwann eingenickt sein, denn auf einmal hörte ich Calums Stimme, ohne dass ich bemerkt hätte, dass er hereingekommen war. Ich blieb einen Moment im Schatten, um richtig wach zu werden, während er sagte, dass er meinen Zauber wollte. Und, dass er Essen und Wein mitgebracht hätte.
Ich schälte mich auf der Dunkelheit und schaute Calum mit schief gelegtem Kopf an. “Du warst zu lange unter Römern, wenn du mir Wein mitbringst“, bemerkte ich und ging an ihm vorbei zum Eingang der Höhle. Draußen war es hell. Also war es Tag. Gut zu wissen. Ich lehnte mich an den Eingang, um ein wenig Sonne abzubekommen. Meine Haut reagierte darauf ähnlich wie eine Blume und fühlte sich wärmer und lebendiger an, wo die Sonne sie traf. Ich sollte vielleicht mal wieder mehr rausgehen.
Ich sah zu Calum, wie er da stand in seinem Mantel. Weich sah er aus. Flauschig. Calum war schon immer zarter und weicher gewesen als der Rest von uns, aber grade sah er wirklich sehr römisch aus. Ich machte einen kleinen, missmutigen laut, ehe mir wieder einfiel, dass er ja meinen Zauber angesprochen hatte. Sofort erfasste mich Aufregung und ich grinste breit und drehte mich vielleicht eine Spur zu schnell zu Calum um. “Du willst endlich den Tribun töten?“ fragte ich noch einmal und konnte meine Vorfreude auf dieses Ereignis nicht verbergen. Wollte ich auch gar nicht, denn ich verstand sowieso nicht, warum man sich darüber nicht freuen sollte.
Mein Grinsen wurde wölfisch und die freudige Anspannung in mir wuchs noch weiter, fast wie bei einem Kind, das gleich ein Geschenk bekam. “Oh, du wirst so begeistert sein!“ meinte ich euphorisch. “Ich habe den Zauber verbessert! So viel verbessert! Und ich kann es kaum erwarten, das an einem Menschen auszuprobieren!“
Falke
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