Ich schmunzelte gutmütig, als Rhian erneut in die Hütte kam und erst einmal das Novizinnengewand anstierte, das ich für sie herausgelegt hatte. Es würde ihr ausgezeichnet stehen, dachte ich bei mir. Ich rührte den Brei noch ein wenig um und fügte noch einen kleinen Schluck Wasser hinzu für die richtige Konsistenz, ehe ich uns zwei Schalen befüllte und ein paar Hasel- und Walnüsse auf den Brei streute. Ich reichte dem Mädchen eine Schale von dem dampfenden Brei und setzte mich ebenfalls auf die Bank zum Feuer um meine Portion zu essen.
"Lass es dir schmecken, Rhian" sagte ich und rutschte dann, damit sie sich ebenfalls zum Feuer setzen konnte um zu essen. Ich liebte Walnüsse und es war im Herbst die richtige Jahreszeit diese zu ernten. Vielleicht würde ich morgen noch einmal zum nahen Hain mit den Walnussbäumen und Haselsträuchern gehen und Rhian dort hin mitnehmen. Dort gab es auch Rosskastanien, die im Herbst vom Baum fielen und die man aus ihrer stacheligen Schale holen konnte und über dem Feuer rösten konnte.
Ich löffelte meine Schale schnell fertig und stellte diese in den Waschzuber, ehe ich mich aus meinem einfachen Hauskleid schälte und mein Priesterinnengewand aus der Truhe holte und darüber den schweren blauen Wollumhang anlegte, der die gleiche tiefblaue Farbe wie das Priesterinnengewand hatte. Mein langes Haar kämmte ich und flocht es dann, ehe ich es in einem Flechtknoten aufsteckte. Zu guter Letzt holte ich noch ein kleines Tiegelchen mit blauer Farbe aus Färberwaid vom Regal mit der ich den tätowierten Sichelmond auf meiner Stirn nachzog, der über die Jahre verblasst war.
Nachdem ich fertig war, wandte ich mich Rhian zu und reichte ihr erst einmal den Kamm. Als Novizin würde sie von nun an ihr Haar in zwei geflochtenen Zöpfen tragen und ich erklärte ihr wie das ging. Während das Mädchen ihr Haar kämmte holte ich auch noch den passenden Umhang in himmelblau aus der Truhe und die langen Haarbänder, die Rhians Haar zusammen halten würden. Geduldig wartete ich, bis Rhian angezogen war und mit ihren Haaren fertig, während ich ihr die Haarbänder und den Umhang reichte. Ehe wir allerdings zur Quelle aufbrechen konnten, malte ich auch eine blaue Mondsichel auf die Stirn des Mädchens.
Nun war alles komplett und wir konnten zur Quelle aufbrechen. "Ich werde dich nun zur Quelle führen. Es ist wichtig, dass kein Laut über deine Lippen kommt sobald wir die Schwelle überschreiten, bis ich dich der Göttin weihe. Hast du das verstanden, Kind? Es bringt großes Unglück..." Ernst blickte ich Rhian ins Gesicht. Es war der letzte Moment, an dem sie sich noch anders entscheiden könnte. In gewisser Weise war dies die wahre Entscheidung und alles was folgte nur eine rituelle Übergabe an die Göttin.