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In einer finsteren und von Nebelschwaden durchzogenen Umgebung eines alten, verfallenen Waldes, dessen Bäume wie gespenstische Schatten in der Dunkelheit standen, lebte eine hungrige Spinne. Ihr Netz war ein düsteres Kunstwerk, gesponnen aus Fäden, die wie die Fäden des Schicksals selbst wirkten. Ihre Seide war von einer makabren Schönheit und doch von einer ebenso tückischen Natur.
Eines Tages flog eine ahnungslose Fliege durch das unheilvolle Dickicht. Ihr Flug schien von einem unausweichlichen Schicksal gelenkt, denn sie landete in den klebrigen Fäden des Spinnennetzes. Die Fliege zappelte und zitterte vor Angst, während sie sich in den tödlichen Fängen der Spinne verfing.
Die Spinne, von einer dunklen Begierde getrieben, schlich sich heran und umwickelte ihr Opfer mit düsterer Freude. Die Fliege kämpfte verzweifelt gegen das grausame Schicksal an, doch die kühle Hand des Todes umklammerte sie unerbittlich. Mit jedem Bissen sog die Spinne das Leben aus der Fliege, und in den funkelnden Augen der Spinne spiegelte sich die Freude am Leiden.
Als die Fliege schließlich ihre letzten Qualen erlitt und die Dunkelheit sie verschlang, zog sich die Spinne wieder in den Schatten des Waldes zurück, wo sie auf ihr nächstes Opfer lauerte. In diesem unheilvollen Reich der Schatten und der Stille waren die Geheimnisse des Lebens und des Todes untrennbar miteinander verflochten, und die düsteren Mächte der Nacht herrschten über das unglückselige Schicksal der Geschöpfe, die in ihrer Reichweite verweilten.
Ich würde ihn zurückbringen! Das hatte ich mir geschworen! Und wenn ich ihn in Ketten hinter mir her schleifen musste! Dieser dreckige Barbar hatte es fertig gebracht, dass mein Bruder aus mir einen Narren gemacht hatte, dessen Wort nichts mehr galt! Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen!
Auf dem Rücken eines Pferdes hatte ich Iscalis verlassen und war hinaus geritten, in die Wälder Britannias. Der Norden war mein Ziel, denn ich war mir sicher, Siliurus würde wieder in seine Heimat zurückkehren würde und sich dort in einem Rattenloch versteckt halten, bis niemand mehr nach ihm suchte. Doch ich würde ihn eigenhändig aus diesem Loch herauszerren und ihn zurückbringen, noch ehe er sich wünschte, nie geboren worden zu sein. Um meinem Bruder zu zeigen, wie mutig ich war, hatte ich darauf verzichtet, einen Sklaven zum Schutz mitzunehmen. Abgesehen davon hätte er mir wohl auch niemand freiwillig mitgegeben. Letztendlich war das auch gut so, denn das Sklavenpack steckte mit meinem Bruder unter einer Decke!
Anfangs war es mir etwas unheimlich, so allein durch die Wildnis zu reiten. Doch ich machte nicht den Fehler und verließ die Straßen, um querfeldein zu reiten. So traf ich hin und auf andere zivilisierte Reisende, mit denen ich mich austauschen konnte. Doch leider hatte niemand den Sklaven meines Bruders gesehen, was ja auch irgendwie verständlich war! Blonde langhaarige Kelten von hoher Statur gab es wie Sand am Meer in Britannia! Außerdem rechnete ich auch nicht damit, dass auch nur ein Kelte einen seiner Landsmänner verraten würde. Ich war schon ungefähr eine Woche unterwegs, als ich zum ersten Mal daran dachte, meine Suche könnte womöglich erfolglos bleiben.