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Die Hütte der Gwrach
10-23-2023, 04:02 PM,
Beitrag #42
RE: Die Hütte der Gwrach - Saturninus zu Besuch
(10-21-2023, 08:18 AM)Ceridwen schrieb: Aha, meine Geschichte hatte also zu viel Tiefgang und taugte eher für gebildete Römer und weniger für das gemeine Volk. Ob das ein Kompliment sein sollte? Auf jeden Fall bestätigte es das, was ich von den Eroberern hielt. Sie waren verdorben und verkommen. Sie töteten jene, die sich etwas zu Schulden kommen gelassen hatten aus der reinen Freude am Töten. Da musste man sich wirklich fragen, weshalb sie uns so verachteten und uns Barbaren schimpften, obgleich sie nicht weniger barbarisch waren. "Du willst also eine Geschichte nachspielen lassen, bei der möglichst viel Blut fließt, um eure Verurteilten hinzurichten?" Ich schaute vielleicht ein wenig zu pikiert. Zumal er dann meinte, er würde das alles nur veranstalten, weil er sich dadurch die Gunst des Volkes erhoffte.

Schließlich erwähnte er dann noch die Druidenopfer, von denen er gehört hatte und vor dem es jeden Römer grauste. Und als habe er meine Gedanken lesen können, erwähnte er auch die Königin der Icener, die es gewagt hatte, den Römern Widerstand zu leisten. Nach seinen Worten, war beides als Thema für seine Arena ausgeschlossen, weil er dann fürchten musste, ausgebuht zu werden. "Ich erinnere mich noch sehr gut an Boudicca! Es waren schreckliche Zeiten damals!" entgegnete ich ihm und mein Blick schien für einen Moment ins Nichts zu gehen, denn die Erinnerungen an Mona waren gerade wieder sehr präsent in meinem Kopf. Schließlich wandte ich mich ihm wieder zu. Auch mein Blick hatte sich verfinstert. "Die Opfer der Druiden dienten nicht der Unterhaltung des Volkes. Sie töteten auch nicht aus Freude am Töten. Diese Opfer dienten der Allgemeinheit. Nur in der größten Not braucht es ein menschliches Opfer, um die Götter milde zu stimmen. Das wirst du doch wohl verstehen?" entgegnete ich ihm. Es widerte mich einfach nur an, als er davon sprach, wie schade es doch wäre, denn für Boudicca hätte er eine Idealbesetzung.

Schließlich bat er mich als Patron, ihn nicht hängen zu lassen. Eigentlich hörte sich das mehr wie eine Aufforderung an. Eine Pflicht, die ich nun erfüllen sollte. Ich schwieg und überlegte eine Weile. Dann begann ich eine weitere Geschichte zu erzählen, die sich vor langer Zeit in Ulaid*, im Norden der westlichen Nachbarinsel zugetragen haben soll.

"Einst lebte in Ulaid ein König namens Celtchar. Er war groß an Statur und als grausamer Krieger gefürchtet.  Er schwang einen Speer, dessen Gier nach Blut so groß war, dass er in einen Kessel mit Gift getaucht werden musste, um ihn in Schach zu halten.

Eines Tages weilte seine Gemahlin Findmór zu Gast bei Blaí Briugu, einem reichen Großbauern, der für sie in seiner Halle ein Festmahl veranstaltet hatte. Die Königin übernachtete in seinem Haus. Da sie ohne männliche Begleitung dort weilte, nahm er sie in der Nacht mit Gewalt und schändete sie.

Als der König dies hörte, wurde er furchtbar wütend und beschloss seine Königin zu rächen. Mit seinen Männern begab er sich in Blaí Briugus Haus und erschlägt ihn in seinem Zorn und nahm seinen Kopf als Trophäe mit. Doch damit nicht genug auch all seine Diener und jene die ihm verpflichtet waren, ließ er von seinen Männern töten.

Als Entschädigung für diesen Mord musste er sein Königreich Ulaid dreimal von einer Heimsuchung erlösen. Die erste dieser Aufgaben war es, Conganchnes, einem Krieger, der plündernd durchs Land zog, zu töten. Doch das war keine leichte Aufgabe, denn die Haut des Plünderers war so hart, dass kein Speer und kein Schwert sie durchstoßen konnte.
Doch Celtchar war gewitzt und dachte sich eine List aus. Er gab Conganchnes seine Tochter Niamh zur Frau, um sein Vertrauen zu gewinnen und lud ihn und seine Männer jeden Tag zu einem Festmahl ein. Als Niamh eines Nachts bei ihrem Ehemann lag, fragte sie ihn, ob er wirklich unbesiegbar sein. Ihr Mann war ganz vernarrt in sie und verriet ihr schließlich sein Geheimnis. Er entgegnete ihr, man müsse ihm glühende Spieße in die Fußsohlen stecken und in die Schienbeine stoßen.
Niamh eilte am nächsten Morgen zu ihrem Vater und erzählte ihm, was ihr Mann ihr verraten hatte. Danach legte sie einen Schlafzauber über Conganchnes und die Krieger ihres Vaters schlichen sich an ihn heran, während er schlief. Die glühenden Spieße wurden ihm in die Fußsohlen und direkt ins Mark der Schienbeine gerammt, und Conganchnes starb. Celtchar nahm sich auch diesen Kopf, um ihn seinem Volk zu präsentieren. 
Über das Grab des Conganchnes erhob sich bald ein Steinhaufen, denn jeder, der daran vorüber ging, legte einen Stein dazu, aus Freude, dass der Tyrann endlich tot war.
 
Die zweite Aufgabe, die Celtchar zu erfüllen hatte, galt einem bösen tollwütigen Hund namens Luch Donn, der des Nachts Menschen und Tiere anfiel und sie tötete. Ihn sollte er erlegen. Celtchar fand einen Erlenstamm, höhlte ihn aus, damit sein Arm hindurchpasste und kochte ihn in Honig, Fett und Kräutern, bis er zäh und geschmeidig war. Er näherte sich dem Hund mit dem Baumstamm über dem Arm und als der Hund hineinbiss, blieben seine Zähne stecken, so dass Celtchar sein Herz durch die Kehle herausziehen und ihn töten konnte.

Die dritte Bedrohung war Dóelchú, Celtchars eigener Hund. Ein Jahr nach Conganchnes Tod fand der König drei Hundewelpen an dessen Grab, die er mit sich nahm. Einen der Welpen schenkte er Mac Dathó, einem reichen Mann aus Leinster, den zweiten gab er dem Schmied Culann und den dritten, Dóelchú behielt er für sich. Der Welpe wuchs und wurde zu einem ausgewachsenen Hund. Doch je älter er wurde, umso bösartiger wurde er. Eines Tages lief er davon und wurde zu einer Bedrohung für die Rinder und Schafe von Ulaid.  
Celtchar fand seinen Hund und rief nach ihm und er kam zu ihm und leckte ihm die Füße. Widerwillig tötete er ihn mit seinem Speer. Als er den Speer hob, lief ein Tropfen des giftigen Blutes des Hundes an ihm herunter und durch Celtchars Körper und tötete ihn."

* Ulster

Ceridwen hatte den Nagel auf den Kopf getroffen mit ihrer Frage, ob es ihm darum ginge, eine keltische Geschichte mit Verurteilten, die dann auch wirklich zu Tode kommen würden, nachzuspielen:
"Ja, genau darum geht es"
Sie schaute ihn zweifelnd an. Oder sogar mit Verachtung, da war sich Saturninus nicht sicher:
 "Die Verurteilten haben ihre Strafen verdient und  ihr Leben verwirkt. Da können sie ruhig noch einem nützlichen Zweck erfüllen. Das mag dir grausam erscheinen, doch ich versichere dir, dass es nicht so grausam ist wie anderswo, denn wir Römer richten niemals jemanden hin, ohne dass ein Prozess erfolgt und ein Urteil gesprochen wurde. Wenn derjenige sich ungerecht beurteilt fühlt, kann er sich an den Statthalter wenden, dann wird das Urteil noch einmal überprüft. Das gilt selbst für den geringsten Untertanen. Die Hinrichtungen stellen die natürliche Ordnung wieder her.", versuchte er zu erklären. Natürliche Ordnung bedeutete in seinen Augen Rom als Herrin der Welt:
"Schon der göttliche Caesar hat Menschenopfer verboten. Früher waren sie wohl auch bei uns einmal üblich, doch das ist schon hunderte von Jahren her.  Aber das ist eine ganz barbarische Sitte für barbarische Götter" 
Saturninus schauderte es. 
Dagegen überraschte es ihn, dass sich Ceridwen noch gut an den Boudicca Aufstand erinnerte. Dieser hatte noch zu Neros Zeiten stattgefunden.  Saturninus schaute Ceridwen forschend an, doch wie früher schon hatte sie etwas Alterloses an sich. Manchmal wirkte sie auf den Furius wie eine alte Frau, manchmal aber wie ein junges Mädchen:

"Ich war damals nicht hier in Britannien. Ich war gerade mal neun Jahre alt und damit beschäftigt, meinen Spielkameraden Iulius Cato in allem zu übertreffen", er lachte ein wenig:
"Nun, eine Frau, die zum Schwert greift, nimmt meist ein schlimmes Ende. Es ist unnatürlich. Allerdings habe ich Iulius Acricolas Bericht, der zu jener Zeit des Aufstands Militärtribun war, gelesen, um etwas über Britannien zu lernen.. Er vertrat die Meinung, dass die Königin trotz ihrer fehlgeleiteten Moral Gründe für ihren Aufstand hatte. Sie wurde von dem damaligen Statthalter zu hart behandelt. Auch ich bin der Ansicht, dass man durch Milde und Teilhabe am römischen Leben bei eurem Volk viel weiter kommt als mit roher Gewalt"
er wies auf die Hütte: "Das siehst du ja. Ich sitze ganz ohne Wachen hier und fürchte nicht um mein Leben. Ich habe ein Mädchen hier, Deirdre, und noch wächst mein Sohn hier in Cheddar auf"
Das würde er allerdings unterbinden, sobald Aidan älter war.


Dann begann Ceridwen, eine weitere Geschichte aus Hibernia zu erzählen, wie er annahm, denn Ulead hieß keine der britannischen Gegenden, die ihm bekannt waren.
Oh, diese Geschichte bot das richtige Material. Ab und zu machte sich Saturninus Notizen und fragte nach. Wenn ihm der Name zu kompliziert erschien, vereinfachte er ihn. Das römische Publikum würde ihm danken. Diese Geschichte hatte alles, was gut und sensationell war:

"Eine junge Frau nehmen wir als Königin Findmor, ein weiterer Verurteilter spielt den reichen Bauern Blai Briagu und für den Celtchar nehmen wir einen Krieger oder vielleicht sogar einen  Gladiator. Der Gladiator durchbohrt den Bauern, wenn er mit der Königin zu Gange ist,  vom hinten mit dem Speer. Er soll dann auch gleich die Königin töten. Und dann wird er von den Göttern bestraft und muss drei Aufgaben erfüllen. Hervorragend!" 

Saturninus hatte das Planungsfieber gepackt: 
" Desweiteren eine weitere Frau als Niamh , da Niamh aber nicht zu Tode kommt, werde ich vermutlich einem meinem Sklaven diese Rolle geben. Und als Conganches kommt ein verurteilter Mörder in Frage. Das mit den glühenden Spießen in die Fußsohlen ist etwas Neues, das wird die Sensationsgier befriedigen. Und dann brauchen wir wilde, bösartige Hunde, die ein paar Verurteilte in Schafsfellen reißen. Ich bin am Überlegen, ob wir nicht anstatt eines Baumstammes gleich Celtchars Arm in Honig, Fett und Kräutern kochen, bevor er dann mit der anderen Hand einen der wilden Hunde töten muss. Giftiges Blut ist zu schwierig, doch unsere Niamh könnte ihm zum krönenden Abschluss ja einen Giftbecher reichen", 
er ließ seine Tabula sinken:

"Ceridwen, ich bin dir für diese schöne Geschichte wirklich zu Dank verpflichtet. Jetzt liegt noch viel Arbeit vor mir. Ich danke dir auch für deine Gastfreundlichkeit und werde nun aufbrechen. Aber ich möchte dich bitten, als Vertreterin von Cheddar zu dem Empfang zu kommen, den ich zu Ehren des Statthalters geben werde."
Die Keltin mit ihrem gewählten Latein wäre ein vorzeigbares Symbol der Versöhnungspolitik, die Saturninus so aktiv betrieb. Der Patrizier lächelte sie an:
"Es wäre mir Ehre und Freude zugleich. Vale bene Dorfälteste Ceridwen"

Er erhob sich. Er hatte wahrhaftig noch viel zu tun, wenn die Spiele ein Erfolg werden sollten. >>>
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Honoratior von Iscalis
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