Rhian sah Bronwyn so ähnlich, dass es fast weh tat. Auch Bronwyn war so schüchtern gewesen, als ihre Eltern sie damals hierher brachten und es war eine Tragödie gewesen, als sie vor fünf Sommern am Fieber starb mit nur 22 Jahren. Sie hätte die nächste Hüterin dieses Heiligtums sein sollen, aber vielleicht gab mir die Göttin ja noch eine Chance in Form dieses Kinds. Doch wo am besten anfangen?
Die Suppe war mittlerweile fertig gelöffelt und ich räumte die benutzte Schale vom Tisch in den Waschzuber in der Ecke. Die Göttin schien das Kind hergeführt zu haben, aber war die Einsamkeit im Dienst der Göttin wirklich das Richtige für Rhian? "Du musst eines verstehen, Kind...das Leben hier ist einfach und auch oft sehr einsam. Wir leben nach festen Regeln abseits der Gesellschaft, abseits von großen Familien und Lebenspartnern. Ist es denn dein Wunsch so ein Leben zu führen? Es gibt auch andere Wege der Göttin zu dienen..."
Sanft legte ich dem immer noch ein wenig bibbernden Mädchen eine Decke um die Schultern und setzte mich zu ihr aufs Bett. Trotz des Feuers war es nachts kühl und klamm in der Hütte. "Wenn du bleiben möchtest, so kannst du Bronwyns Hütte direkt gegenüber beziehen und dich in unsere kleine Gemeinschaft eingliedern. Aber wenn du die Entscheidung einmal getroffen hast zu bleiben, dann gibt es kein zurück mehr und du bist durch einen Schwur an die Göttin gebunden. Diesen zu brechen würde ich dir nicht raten." Die Worte waren sanft, aber mit Nachdruck gesprochen.