RE: Ankunft des Statthalters Lucius Petilius Rufus
Die Nautier waren für Petilius Rufus offenbar kein Begriff, und Saturninus fragte sich, ob die vielleicht in Ungnade gefallen waren, und er selbst das nicht wusste. Allerdings war es auch nicht mehr wie früher, als man schon verbannt werden konnte, weil man etwa während Neros Kunstdarbietung eingeschlafen war. Man musste sich schon etwas zu Schulden kommen lassen:
"Natürlich, die Festivitäten laufen parallel, edler Petilius Rufus“, gab er Auskunft: "Während des Empfanges gibt es Verköstigungen in der Stadt und der Hauptbrunnen auf dem Forum wird Wein statt Wasser spenden. Und ansonsten – ein Wagenrennen und Kämpfe und Lose, das ist alles für die Bevölkerung“
Er war fast automatisch davon ausgegangen, dass der Statthalter länger bleiben würde. Schon um den Fall jenes merkwürdigen Brandes zu untersuchen, der das Viertel südwestlich vom Forum zerstört hatte. Hoffentlich hatte er Wissenschaftler, die etwas davon verstanden, im Gefolge und nicht nur junge Stadtrömer, die auch nicht mehr Erfahrung hatten als er selbst:
"Ich danke dir für dein Zuvorkommen bei der Terminvergabe“, sagte er: "Ich bin mir sicher, dass es für jede Honoratiorenfamilie Ehre und Freude sein wird, einem deiner Begleiter Gastfreundschaft anzubieten. - Ich stelle Dir nun die beiden Bürgermeister der Stadt vor: Gaius Numonius Pusinnus und Gnaeus Vergilius Capito, sowie den Stadtrat“, weitere Namen folgten.
Petilius Rufus würde in biedere und offene Gesichter blicken. Die Togen waren etwas unmodern, und der ganze Aufzug war gravitätisch, aber so war das eben in der Provinz, die der Mode ein bis zwei Jahre hinterher hinkte.
Der Stadtrat selbst bestand aus zwei Duumviri, einem Quästor, zwei Ädilen und zwei Beisitzern. Beide Verwaltungen, die Provinzial- und die städtische, hatten ihren Sitz am Forum, doch sie arbeiteten, was die Wahrnehmung ihrer Kompetenzen anging, nicht immer fruchtbar zusammen, zumal das Stadtbürgerrecht nicht an das römische Bürgerrecht gekoppelt war.
Bedauernswerter Lokalpatriotismus. Jetzt aber war den Stadträten anzusehen, dass sie sich sehr geehrt fühlten. Petilius Rufus war der Statthalter, und der Statthalter war fast der Kaiser. Er war der lebende Beweis, dass sich der Kaiser im fernen Rom um den letzten seiner Bürger in den Provinzen kümmerte. Natürlich boten sie allesamt die besten Gemächer ihrer Häuser an - und ihre heiratsfähigen Töchter, dachte der Princeps Officii ein wenig boshaft.
Bei den nächsten Worten des LAPP war es aber an Furius Saturninus, leicht eine Augenbraue hochzuziehen. Schwerwiegende Fehler, aha.
Bezog sich der LAPP auf die Arbeit der Provinzialverwaltung, also auf seine eigene Arbeit? Er selbst, Saturninus, hatte nie etwas anderes versucht, als Römer und Einheimische miteinander auszusöhnen, was ihre kriegerische Vergangenheit betraf. Wie im Fall von Cheddar tat er das sogar unter Einsatzes seines eigenen Vermögens. Weil die Kelten etwas von Rennwagen und Pferden verstanden, hatte er auch einiges investiert, um gemeinsame Sportveranstaltungen zu sponsern.
Er konnte nichts dafür, dass es auf beiden Seiten Irre gab, die einen ausgewachsenen Krieg nicht scheuten. Saturninus behielt jedoch seine würdevolle Haltung bei und wagte dem weit Höhergestellten gegenüber keinen Einwand. Nur wer ihn kannte, hätte bemerkt, dass er sich ärgerte.
"In der Dienstwohnung wurde ein leichtes Mittagessen gerichtet. Wenn du ein wenig ausruhen möchtest, so steht Dir alles zur Verfügung, edler Legat Augusti Petilius Rufus“, sagte er ein Quäntchen steifer als seine Begrüßung ausgefallen war.
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