Irgendwo blüht die Blume des Abschieds
und streut immerfort Blütenstaub den wir
atmen herüber, und auch noch im
kommendsten Wind atmen wir Abschied. *
.... Nun wurde unser Gepäck in den Wagen verstaut und gesichert. Dass wir unsere kleinen Tiere mitnehmen konnten, erfreute mich sehr und ich lächelte meinen Frudel dankbar an. Dann endlich bewegte sich die Reisekutsche und ich konnte mich entspannen. Ich saß auf dem Kutschbock und hielt Quiwon im Arm, der mit meinen Haaren spielte und gluckste zufrieden. Ich konnte Sonnwin nicht sehen, da er und Durs halfen den Wagen durch den schlammigen Boden zu befördern. Und
so ging es im Schritttempo vorwärts, ab und zu ging Friudel neben dem Wagen, dann legte er seine Hand auf meine und lächelte mir zu. Aber etwas bedrückte ihn, denn er sah besorgt aus und ich konnte nur ahnen, was ihn belastete.
"Es wird alles gut, meine Sonne, nichts und niemand kann uns etwas anhaben, denn in unseren Seelen sind wir stark", dabei streichelte ich sanft seine Hand und schaute zu ihm hoch,
"Ich möchte dich küssen", sagten meine Augen.
Als wir langsam der Stadt näherten, fragte mich Sonnwin, ob wir gleich zum Landgut fahren sollten,
"Mein geliebter Friudel, natürlich bin ich damit einverstanden, wohin denn sonst.…? ", sagte ich auch leise, denn Quiwon schlief bereits in meinen Armen,
"Ich freue mich auch sehr, Clara zu begrüßen und Quiwon muss versorgt und gestillt werden, danach können wir uns etwas ausruhen und, wie du sagst, ins Rathaus gehen, und darauf freue ich mich sehr, dann sind wir auch nach dem römischen Gesetz Mann und Frau, obwohl wir es schon längst sind: Friudel und Fridila!"
*Rainer Maria Rilke