RE: Hortus
Ja sicher, das hörte sich jetzt ziemlich feige an, sich einfach aus dem Staub zu machen, statt ihrem Mann aufrecht entgegen zu treten und ihm und Gesicht zu sagen, dass seine Frau ihn wegen mir verlassen hatte. Aber wir würden ja nicht für lange getrennt sein, denn ich hoffte ja, dass sie bald darauf auch von hier fortgehen würde. Dann würde ich sie eine Zeit lang in Chaeddar verstecken, bis ich für uns ein Heim gefunden hatte. Doch dann kam sie mir mit dieser Frage, die sicher berechtigt war, aber an die ich bislang nie auch nur einen Gedanken verschwendet hatte. Klar würde ihr Mann sich dann betrogen vorkommen. Aber hatte sie ihn denn nicht längst schon betrogen? Und dann ihre Freundinnen! Langsam wurde mir das zu viel. Eigentlich hatte ich doch nur sie gewollt und nicht auch noch ihre verdammten Freundinnen!
"Tja, irgendwann wird er es so oder so herausbekommen. Das wird sich nicht ändern lassen. Außerdem ist es inzwischen reichlich spät für ein schlechtes Gewissen, weil du ihn betrügen könntest. Findest du nicht? Aber so hätten wir wenigstens eine Chance." Offenbar wurde es ihr jetzt gerade so richtig bewusst, welche Konsequenzen es mit sich brachte, wenn sie tatsächlich bei mir bleiben wollte. Noch bei unserem letzten Treffen hatte sie mir versichert, auf alles verzichten zu wollen. Aber hatte sie da bereits schon gewusst, was alles bedeuten könnte? Ganz sicher nicht!
Es belastete mich auch sehr, dass ich ihr nichts Besseres sagen konnte, was sie gegen die Wünsche ihres Mannes tun konnte. Doch sie wollte versuchen, ihm eine Ausrede aufzutischen, um ihm nicht zu Willen sein zu müssen. Ich nickte ihr zu und versuchte sie mit meinem Lächeln ein bisschen aufzuheitern. Aber dann kam die Frage aller Fragen! Die Frage, wann ich gehen wollte. Ich traute mich kaum, ihr eine Antwort darauf zu geben, denn ich wusste, dass dann nur noch mehr Tränen kommen würden. Doch es ging kein Weg daran vorbei!
"Morgen schon! Ich werde morgen schon gehen!" Aber es blieb nicht nur bei dieser einen Frage. Nein, noch viel zu viele folgten ihr! wieder hörte ich Louarns warnende Worte. Nein, ich begann langsam daran zu zweifeln, ob ich wirklich noch wusste, was ich da tat!
"Schick einfach den kleinen Beatus täglich zum Türsteher des Medicus. Wenn er dir dann eine Blume mitbringt, dann wirst du wissen, dass es so weit ist! Ich verspreche dir, ich tue, was ich kann, dass es nur wenige Tage dauern wird! Außerdem weißt du, wo du mich finden kannst. Solange ich keine Wohnung habe, übernachte ich in Alans Stall."
Die nächste Frage, was mit ihrer Miriam würde, erschwerte die Bürde, die auf mir lastete, noch etwas mehr. Als nächstes würde sie sicher noch wegen Nysa fragen! Am Ende würde ich eine Wohnung für eine fünfköpfige Familie suchen müssen. Wie sollte ich das nur bezahlen? "Miriam?" Ich seufzte leise und nickte. "Was ist mit Nysa?" fragte ich dann, um ihr zuvorzukommen.
Als "Lucius Tarutius Corvus"
Falke
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