RE: [Die Marschen von Sabrina] Unser neues Heim
Saturninus konnte nicht anders, als das "Zuhause" seiner Cousine mit patrizischen Augen zu sehen. Er sah die hingeduckte, windschiefe Rundhütte, das mehrfach gestopfte Binsendach. Er sah die russgeschwärzte Feuerstelle vor der Hütte, auf der mehr schlecht als recht von dem groben, germanischen Knecht zwei große Fische gebraten wurden. Der morastige Sabrinafluss schwappte an das Ufer, und ständig musste der Römer mit einer Hand eine Stechmücke tot schlagen. Ihre Stiche produzierten rote Quaddeln, die heftig juckten. Saturninus bemühte sich, sich nicht zu kratzen, wie ein Bauer, aber irgendwann tat er es doch.
Durs nahm den zerbeulten Soldatenhelm, der anscheinend ihr Kochtopf war, um darin ein paar wilde Zwiebeln und getrocknete Pilze zu rösten, auch Kräuter tat er an das Essen. Es duftete wider Erwarten wunderbar aromatisch:
"Ich mag Wolfsbarsch sehr gerne", sagte Saturninus so freundlich, wie er konnte. Er verbarg seine Erschütterung, es stand ihm, egal wo er war, gleichmütige Würde an. Ein Legionär im Feld hatte es gewiss auch schlechter. Doch Stella, seine zarte Stella....
Fenia und Gabinius, der sich zu keinem Tagewerk zu schade schien, schleppten Decken heran, um es den Besuchern bequem zu machen. Und Gabinius bot Saturninus an:
"Wenn du dich waschen möchtest, so gibt es den Zuber mit frischem Flusswasser hinter der Hütte. Die Sonne wird es auch etwas erwärmt haben. Und dann nimm bitte Platz, geehrter Furius Saturninus"
"Es wird mir nichts anderes übrig bleiben", sagte Saturninus: "Ich danke dir"
Um ihren Sohn, den kleinen Gaius Furius Dives zu stillen, zog sich Stella in die Hütte zurück. Gabinius folgte ihr, und dann sang er mit lauter Stimme ein Liebeslied, als sei er ein Sänger auf einer Bühne. Saturninus fragte sich, ob Stella mit diesem primitiven Leben glücklich war. Sie sah zumindest glücklich aus. Aber sie lebte wie eine Barbarin mit ihrem Bar...nein, Gabinius war natürlich römischer Bürger. Doch sein Großvater hatte vermutlich noch in den germanischen Wäldern gehaust...
Der Furius ging sich waschen, wobei ihm die Stechmücken noch mehr zusetzten, und setzte sich dann.
Von Durs ließ er sich ein Stück Fisch reichen. Der Mann grinste verlegen - ob er vielleicht schwachsinnig war? Dann wartete Saturninus darauf, dass die beiden Turteltauben mit dem kleinen Neffen zurück kommen würden, während er in den überraschend leckeren Fisch biss.
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