RE: Hortus
Natürlich wollte sie mehr! Aber mehr konnte ich ihr im Augenblick nicht geben, so gern ich es auch getan hätte. Wenn wir jetzt nachlässig wurden und uns jemand beobachtete, hätte das schlimme Folgen für uns beide. Wir mussten uns einfach noch ein Weilchen in Geduld üben, was unter den gegebenen Umständen gar nicht so leicht war.
Aber vielleicht sagte ihr ja mein Plan zu. Schließlich hatte sie mir vor einigen Tagen beteuert, sie sei zu allem bereit. Sie wollte sogar freiwillig in Armut leben, wenn sie dafür mit mir zusammen sein konnte. Nun ja, das Leben bei den Priesterinnen würde tatsächlich kein Luxusleben sein. Für sie wäre es eine komplett neue Welt.
Kaum hatte ich ihr meinen Vorschlag unterbreitet, begann sie auch schon wieder zu weinen. Allerdings nicht, weil sie sich freute! Ich seufzte leise in mich hinein, als sie mir nicht einmal darauf antworten konnte. Sie setzte sich auf eine niedrige Mauer. Ich tat es ihr dann gleich, weil ich nicht von oben auf sie herunterschauen wollte. Ich wollte ihr in die Augen schauen können, um verstehen zu können, was sie wirklich wollte.
Eine ganze Weile sagte sie nichts. Aber dann brach es aus ihr heraus und überrollte mich mit voller Wucht! Diese drei vier Worte hatten es wahrhaftig in sich! Sofort musste ich wieder an die mahnenden Worte meines Bruders denken.
"Schwanger?!" entfuhr es mir, dass es fast schon vorwurfsvoll klang. Ich musste erst selbst einmal mit dieser Information klarkommen, bevor ich etwas anderes sagen konnte. Währenddessen legte sie mir auch ausführlich dar, weshalb diese Option nicht für sie in Frage kam. Es war ihre pure Angst vor ihrem Bruder, dem Verlust ihrer Freundinnen und vor allem die Angst, dass es dem Kind einmal genau so ergehen würde, wie mir. Im Grunde würde das Kind mehr römisch als keltisch sein. Das stand außer Zweifel und daran war auch nicht zu rütteln!
"Dann willst du also nicht…" begann ich, aber beendete meinen Satz nicht. "Du willst, dass unser Kind ein Römer werden soll. Kein Kelte und du willst auch nicht weg von hier. Richtig?" In meinem Kopf begann es zu rattern. Ich versuchte alles neu einzuordnen und dabei auch noch einen klaren Gedanken zu behalten. "Wenn das so ist, wird dein Bruder tatsächlich zum Problem!" sagte ich nachdenklich. Es würde nicht einfach werden, ihn einfach dazu überzeugen zu können, dass er mir seine Schwester überließ, nachdem sie ihren Mann verlassen hatte. Oder man müsste ihn… aus dem Weg zu schaffen!
Als "Lucius Tarutius Corvus"
Falke
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