RE: Hortus
Die Gefahr, dass jemand gerade jetzt hier lang lief, war relativ gering, da alle sich auf das Fest vorbereiten würden und Prisca extra zu der Seite gegangen war, die der Küche und den Wirtschaftsräumen abgewandt war. Hier war nur der Säulengang und der tropfnasse Garten. Und Alun/Corvus, der irgendwie gewusst hatte, dass sie hier hergehen wollte, um von genau allem anderen wegzukommen. Aber er schien ihr nicht böse zu sein, zumindest meinte er, sie solle ihn besser weiterhin Corvus nennen. Ja, das war wahrscheinlich sicherer, Prisca verstand das. Es brachte sie nur noch immer etwas durcheinander, zu wissen, dass er eigentlich zur Hälfte Kelte war und sich nur als Römer ausgab.
Als er sagte, er müsse mit ihr sprechen, nickte sie. Eigentlich musste sie auch mit ihm sprechen. Sie musste ihm eigentlich eine ganze Menge sagen, aber sie wusste nicht, wie sie es rausbringen sollte. Oh, im Kopf hatte sie eine Rede geübt, gespickt mit vielen Erklärungen. Aber sie war sich noch immer nicht sicher, ob die wirklich gut genug war, ihm zu erklären, dass sie ihn liebte, aber seine Bedingungen nicht würde einhalten können.
Aber er kam ihr zuvor, und zwar so vollkommen, dass sie einen Moment nicht sicher war, ob er das wirklich gesagt hatte oder sie es sich nur so sehr gewünscht hatte. Die ganze rede, all die Gedanken, waren mit einem Mal überflüssig und Prisca fiel ein gewaltiger Stein vom Herzen, so sehr, dass Tränen in ihre Augen schossen vor Erleichterung. Sie machte einen Schritt auf ihn zu, fing sich dann aber noch einmal, um sich umzusehen. Aber weit und breit war niemand. Erst dann umarmte sie ihn, fest und eng, und drückte ihren dürren Körper ganz dicht an ihn, weil sie ihn so sehr vermisst hatte. “Danke!“ sagte sie unter stummen Tränen und musste sich wieder von ihm losreißen, bevor es doch noch einmal gefährlich würde. Eigentlich wollte sie ihn küssen. Nein, eigentlich wollte sie, dass er sie küsste und gleich hier an die Wand drängte und Dinge tat, die sie beide jetzt auf gar keinen Fall tun sollten, auch wenn Prisca sich so sehr danach sehnte.
Sie wischte sich die Tränen vom Gesicht, weil er sie nicht weinen sehen sollte, auch wenn es Freudentränen waren, und damit auch niemand anderes sie sah. Sie versuchte wirklich, sich zusammenzureißen und zu beruhigen. “Und wie könnten wir zusammen sein? Ich will das, wirklich. Du weißt ja gar nicht, wie sehr ich mir das wünsche. Aber… mir ist nichts eingefallen. Mein Bruder, er… er wäre sicher sehr wütend, wenn er wegen mir wieder seine Spielschulden begleichen müsste.“
Eigentlich war das nicht das gewesen, was Prisca ihm hatte sagen wollen, aber das andere traute sie sich gerade noch nicht.
Vormund (Tutor): Aulus Carisius Primus (NSC)
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